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Aegyptische
Architektur.
Zeit zu, der Dodekarchie, der Herrschaft jener zwölf
Könige, welche nach kurzer Dauer durch Psammetichus
ein Ende nahm. Diese Zwölf sollten es, so berichtete
man, als ein Denkmal ihrer Einigkeit und als einen ge-
meinsamen Regierungspalast gegründet haben f). Herodot,
der älteste und ausführlichste Berichterstatter, schildert
es als ein höchst erstaunliches Werk, grösser als sich
mit Worten beschreiben lasse. Das Ganze bestand aus
zwölf Höfen, jeder von einem Säulengange umgeben,
alle von einer gemeinsamen Mauer eingeschlossen. Zwölf
Thore, sechs von Norden, sechs von Süden führten zu
diesen Höfen. Aus den Höfen gelangte man in die Ge-
mächer, aus den Gemächern in die Säle, aus den Sälen
in andere iiberdeckte Räume und aus diesen wiederum
in die Höfe. Aus zwei Theilen bestand das Ganze, aus
einem über,-_und aus einem zweiten, eben so grossen
unter der Erde. Die tmterirdischen Räume wollten die
Aufseher dem griechischen Reisenden unter keiner Be-
dingung zeigen, weil, wie sie sagten, die Könige, wel-
che das Labyrinth erbauten, undl die heiligen Krokodile
dort beigesetzt wären. Nur der obere Bau war ihm daher
zugänglich, aber schon dieser schien ihm grösser als
Menschenwerk, denn die vielen Gänge durch die bedeck-
ten Räume und die mannigfachen Krümmungen zwischen
den Höfen erfüllten ihn mit tausendfachenl Staunen. Die
Ueberdeckung des Ganzen bestand, wie die Wände, aus
Stein, und alles war voll eingehauener Bildarbeit.
Man begreift, wie der Grieche, an kleine einfache
Gebäude gewöhnt, über diese künstliche Mannigfaltigkeit
erstaunen musste. Nähere Nachgrabnngen unter den
4') Nach
angehören.
das Labyrinth einer
soll
neuem Forschungen
Eiltern Zeit