Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Die 
Schönheit. 
lö 
Zauberin, welche dem Geiste seine eignen Gebilde wie 
selbstständige Wesen erscheinen lässt, Zeus Schoosskind, 
wie der Dichter sie nennt, sein verzärteltes, liebstes 
Kind. Bei ihren leisesten, unschuldigsten Regungen iiih- 
len wir schon etwas von der belebenden Kraft der Schön- 
heit, und dies wohlthätige Gefühl ruht auf dem Bewusst- 
sein, dass die Gestalten, die sie uns verführt, unsre 
eignen Geschöpfe, nicht wirkliche Dinge sind. YVenn die 
Kinder spielend die ernsten Handlungen der Erwachsenen 
nachahmen, sind sie sich wohl bewusst, dass sie nicht 
wirklich handeln, dass sie aus der leeren Tasse nicht 
trinken, dass die Puppe nicht Leben habe, dass der Knabe, 
dem der Faden angebunden, kein Pferd sei; aber grade 
dieser. vorgestellte, ihnen selbst angehörige Schein des 
Wirklichen ergötzt sie und giebt dem Spiele den Reiz, 
welcher noch in späten Jahren in uns nachklingt. Auf 
demselben Gefühle beruht das Wohlgefallen, das wir an 
unsern Träumen haben, das zauberische Licht, in welchem 
die Vergangenheit, die trübe, Wie die heitere, sogar die 
unbedeutende, uns erscheint. Ueberall ist es das Hervor- 
rufen des Scheinbaren oder das Versetzen wirklicher 
Erscheinungen in die Unwirklichkeit, welche uns erfreut. 
Aber die Phantasie führt uns noch nicht zur Schön- 
heit, wenn sie sich selbst überlassen ist. Gleichgültig 
und seelenlos, in eitler Selbstgefälligkeit und rastloser 
Unruhe reisst sie uns fort ins Leere und Wesenlose, oder 
zwingt uns zum Hässlichen und Widerlichen, gaukelt 
wild und aufregend vor unserm innern Auge umher, und 
zwingt uns vor uns selbst zu fliehn, uns schwindelnd 
an den wirklichen Dingen festzuhalten, um zur Ruhe und 
Besonnenheit wieder zu gelangen.
	        
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