Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegyptische 
Architektur. 
Beherrscher von Memphis, die Pyramiden. Die unge- 
heuren Massen und die eigenthümlich schroffe Form 
dieser kolossalen Gebäude, die Schwierigkeit, das Mate- 
rial auf die höher gelegenen zurücktretenden Theile zu 
bringen, die verschwenderische Pietät, welche so grosse 
Werke ohne allen Zweck und Gebrauch der Lebenden 
den Todten widmete, das Geheimniss ihres unzug-äingu 
liehen Innern, alles dieses erregt die Neugier und imponirt 
der Phantasie. Es entsprach dem finster-n, melancholi- 
schen Charakter , der mysteriösen Weisheit der alten 
Aegypter, und verschaffte diesen ausserordentlichen Bau- 
ten schon bei den Griechen, den Rang und Namen eines 
XVunders der Welt  Auch jetzt noch erhalten und 
verdienen sie die Aufmerksamkeit und Forschung im 
hohen Grade. Grabmorlumente im kolossalsten Maass- 
stahe auf einer Stelle , welche mehr wie irgend eine 
andere an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert und 
zu einem Kirchhofe im grössten Style geeignet ist, an 
der Gränze des bewohnten fruchtbaren Aegyptens und 
der libyschen Wüste, die erstickend immer weiter vor- 
rückt, ragen sie allein mächtig und unerschütterlich her- 
vor, trotzend dem Sande, welchen der Wind der Wüste 
an ihrem Fusse aufhäuft. 
WVie erwähnt, sind diese Monumente nur in dieser 
Gegend Aegyptens gefunden, wo sie in mehreren Gruppen 
theils nördlich, theils südlich von dem alten Memphis, 
zusammen stehen. Ihre Form ist überall im Wesentlichen 
a") I-Iolner, der 'l'heben kennt und rülnnt, erwähnt der Pyrami- 
den nicht. Herodot bewundert sie, aber erst Diodur nennt die 
eine, Strabu die beiden grössten Pyramiden als Wunder der wen. 
Es ist überhaupt zu bemerken, dass die Schätzung der ägyptischen 
Denkmäler in der römischen Periode wuchs. Die Neigung zum NVun- 
ilerbaren und der Sinn für das Massenhaft-Erhabene nahmen zu.
	        
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