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Aegyptische
Architektur.
der einheimischen Architektur, den bisher Griechen und
Römer hier angenommen hatten, sondern im griechischen
Style. Eine Sonderbarkeit , da Hadrian in Italien die
Nachahmung ägyptischer Formen nicht verschmähete,
die aber sowohl aus einer Rücksicht auf den Verstorbenen
als aus blosser Laune des erlauchten Kunstfreundes cr-
klärt werden kann, da eine vergleichende Zusammenstel-
lung der verschiedenen Bauweisen ihm interessant sein
mochte. Der nördlichere Theil des Nilthales bis gegen
Memphis enthielt vielleicht nicht weniger bedeutende
Gebäude, als der obere, den wir bisher überblickt haben.
Allein es haben sich hier kaum irgend zusammenhängende
Ruinen finden lassen, wiewohl das Land von 'l'rümmer-
resten weithin bedeckt ist. Die Macht des Stromes und
noch mehr die stärkere Bevölkerung und der zerstörende
Einfluss häufigerer Kriege haben hier verderblicher ge-
wirkt. Nur die gewaltigen unterirdischen Grabstätten,
mit denen auch hier die Felsen durchsetzt sind, zeigen
die Lage der-alten Stadt an. Die Grotten von Beni
Hassan sind die bedeutendsten.
vAueh von Memphis ist uns fast nichts erhalten.
Gelegen an der Gränze des engem Nilthales und der
weiten Fläche des Delta, auf einem, nach dem Zeugnisse
des Plinius damals noch höchst fruchtbaren Boden, schon
eine bedeutende Stadt unter den Königen von Theben,
wurde sie später der Sitz einer eigenen Königsdynastie,
und erwarb nun eine Grösse und Bevölkerung, wie sie
früher jene gepriesene Stadt gehabt hatte. Unter den
Ptolomäern wurde Alexandrien zwar die erste Stadt des
Reiches , aber dennoch ist noch unter den römischen
Kaisern, nach Strabds Bericht, Memphis, wiewohl schon
verfallend, noch die zweite Stadt des Landes. Dieser