Geographische
Ucbersiclnt.
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Gräbern benutzt. Dahinter öffnet sich das libysche G9-
birge zu einem grössern Amphitheater von Leiehenwoh-
nungen. In einer Strecke von etwa zw_ei Stunden ist
hier der Kalkfelsen bis auf die Höhe von 300 Fuss in
allen Richtungen zu Grabgewölben ausgehöhlt. Steile
und beschwerliche Fusspfade führen zu ihren mehr oder
weniger geräumigen Eingängen hinauf, und durch diese
in lange Gange, mit Kammern und Sälen zu beiden Sei-
ten, mit Nebengäilgeil, die sich labyrinthiseh verzweigen
und den ganzen Berg ilurehsetzen. Nach dem Untergange
des ägyptischen Cultus wurden diese Grabstätten der
Sitz christlicher Religiösität; dies War die thebaische
Wüste, in welche die Einsiedler des vierten Jahrhunderts
sich zurückzogen , um in gemeinsamer Enthaltsamkeit
und Beschaulichkeit zu leben. Auf diese friedlichen Be-
wohner folgten später rohe Araber; einst in der Zahl
von 3000, jetzt nur 300, bewohnen sie mit ihren I-Ieerden
diese verlassenen, weiten Höhlen. Schädel und Mumien-
reste sindjhr Sitz, und Särge liefern ihnen das Holz zu
ihrer Mahlzeit. Sie dienen den Reisenden als Führer
durch die labyrinthischen finstern Gänge und treiben
Handel mit den aufgefundenen Anticaglien.
S0 verwirrt und labyrinthisch diese theils verfallenen,
theils in früheren Jahrhunderten chaotisch durehwühlten
Gange jetzt sind, so hatten sie einst eine grössere Ord-
nung. Man erkennt noch, dass sie symmetrisch je zwei
und mehrere in gleicher Höhe angebracht und durch
innere Gange und Treppen verbunden waren, weshalb
auch wohl die Griechen, anspielend auf die Reihen von
Löchern neben einander und auf die 'l'öne, welche der
Luftzug hervor brachte, sie Syringen oder Flöten nann-
ten. Rang und Stand der Bestatteten unterscheidet man