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Aegyplischc
Architektunw
einen zweiten, noch reicher mit Säulen und Atlanten
geschmückten Hof kommt man in den vielsäuligen Raum,
der ähnlich wie der von Karnala nur nicht in so kolossa-
len Verhältnissen geordnet ist. Die dahinter gelegenen
Gemächer sind zerstört. Die grossen Wandbilder dieser
freilich nur zum kleinen Theil aufrecht gebliebenen Mauern
enthalten wiederum die Kriegsthaten eines Helden. Dio-
dor , indem er das Grabmal des Königs Osylnaildyas
schildert, erzählt namentlich von der Darstellung einer
Belagerung, welche sich hier ganz genau wiederfinden?)
Auch die Anordnung des Gebäudes stimmt mit seinen
Angaben überein, und wir dürfen also nicht zweifeln.
dass wir das Grabdenklnal, welches Diodor beschreibt,
vor uns haben. Ueber den Namen dieses Königs, der
alle Prachtbauten der Welt überbieten wollte, werden
Wir aber durch diese Ruinen besser belehrt. Es ist Ramses-
Sesostris, derselbe, dessen Thaten Herodot erzählt, der
Eroberer, welcher die ägyptischen Waffen weit hinaus
tmg. Die kolossale sitzende Gestalt im Vorhofe scheint
sein Bildniss zu sein im). In der Nähe desselben ist ein
Tempel, dann führt eine Sphinxallee zu einem kleinen
Gebäude am Fusse des Gebirges. Endlich weiter llÖHl-
lich bei dem Dorfe Gurnah findet sich noch ein äusserst
zierlicher, kleiner Palast, in heitern Formen.
Für alle diese Monumente bildet aber das Gebirge
mit seinen Grabhöhlen den ernsten Hintergrund. Eine
kleinere Kette von Fclshügeh-l, die abgesondert vor dem
grossen Gebirgsstocke liegt, ist auf beiden Seiten zu
S. Descr. de PEg. Antiqu. Tom. II. 118. die Verg1ei0llung' des
Palastes mit der Beschreibung _Dibd0rs und der Erzählung Iicrodots
von den 'l'haten des Sesostris.
H) S. Champollion lettres äcrites de PEgypM elf. S. 260. ff.