Geographische
Uebersiclnt.
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Grabmonumente angehört haben. Besonders wichtig aber
sind zwei sitzende Kolossalstatuen am Rande dieses
WVäldchens, 61 Fuss hoch, von welchen die nördliche
sich als jenes tönende Memnonsbild erweist. Eine grosse
Anzahl Wundergläubiger oder neugieriger Reisenden des
Alterthums haben sich darauf in griechischen Inschrifteu
verewigt, rülnnend oder klagend, je nachdem es ihnen
gelungen den wunderbaren Klang zu hören oder nicht.
Die Zeit hat aber die Wahrheit des zur Fabel gewor-
denen Umstandes bewiesen. Eine nicht kleine Zahl der
Ingenieurs der französischen Expedition und andere neuere
Reisende haben wirklich beim Aufgang der Sonne jenen
mystischen Ton gehört "Ü. Aber der Zauber ist ver-
schwunden und die Sehnsucht, welche der Sohn derEos
der scheidenden Mutter nachrief, ist zu einem Natur-
phänomen geworden, das man aus der Eigenthümlichkeit
des Granits und dem Wechsel der Temperatur im ägyp-
tischen Klima bei Tagesanbruch erklärt, und das auch
bei andern Granittrümmern w) beobachtet ist.
Nordwärts von diesem Akazienwaltle liegen die lan-
gen Trümmerhaufen des kolossalsten Grabtempels dieser
Gegend. Ein gewaltiger Pylon führt in einen Vorhof ,
wo Säulen und Kolossalstatuen eine Doppelkolonnade bil-
den. Am Ende dieses Hofes vor einem zweiten Pylon,
der weiter in das Innere führte, sassen zwei kolossale
Gestalten, von denen nur noch eine erhalten ist. Durch
S") Sehr wahrscheinlich waren diese Statuen die zweier ägypti-
scher Könige, von denen der Beiname des einen (Amenophis)
Meiamoun d. i. der von Ammon geliebte, von den Griechen in Mem-
non verwandelt (wie schon Manetho bemerkt), die mythische Deu-
tung des klingenden Steines begünstigte. Champollion, Precis
233. 236. S. auch Friedr. Jacobs vermischte Schriften. IV. 24. IT.
Namentl.
auch in
den
Granitkannneru
des Palastes v. Karnak.