Geographische
Uebersicht.
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Jedenfalls gehört er der höchsten Blüthe der ägyptischen
Architektur an, deren Formen er, wenn auch in kleinem
Verhältnissen vollständig darstellt.
WVie Philae am südlichen Anfange liegt die Insel
Elephantine am nördlichen Ende der Katarakten von
Syene , ebenfalls mit Tempelbauten geschmückt. Hier
zum ersten Male, wie auch weiterhin an andern Stellen,
findet sich neben dem grossen Tempel ein kleinerer in
einer ganz abweichenden Form, nicht, wie die übrigen
ägyptischen Gebäude, mit schrägen Wänden, sondern
auf senkreehtem Unterbau, das Tempelhaus von Säulen
und Pfeilern umgeben. Von den griechischen Tempeln,
mit denen man diese Bauten verglichen hat, unterscheiden
sie sich dennoch sehr Wesentlich, wie wir unten sehen
werden. Die Bestimmung dieser kleinen Tempel und ihr
Verhältniss zu den grössern ist nicht genau bekannt;
man hat vermuthet, dass sie im Geiste des Heidenthums,
welches auch feindliche Gottheiten durch Opfer beschwieha
tigen zu müssen glaubte, dem Gotte Typhon, dem Geg-
ner der guten Götter gewidmet gewesen , und ihnen
deshalb den Namen Typhonium gegebeni"). In dieser
Gegend ist die ilatürliche Gränze Aegyptens, denn von
hier an bis zum Meere wird der fruchtbringende Strom
durch keine Katarakten mehr unterbrochen, sondern glei-
tet durchweg schilT bar über hundert Meilen fort. Hier
auf Elephantine oder in Syene lagen daher auch, wenn
die Beherrscher von Aegypten ihre Macht nicht weiter
nach Süden ausgedehnt hatten, die ägyptischen Gränz-
besatzungen der Perser, Römer und noch jüngst der
1') Eine andere Erklärung über die Bestimmung dieser kleinen
Tempel gicbt Champollioii Lettres ecrites diEgypte. 1833. S. 191.
Es 5011 die Geburt des Guues. der deshalb als Kind dargestellt wird.
darin gefeiert werden.