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Einleitung.
Anfang und Ende findet zwischen beiden statt. Der
Körper des Lebenden ist mit dem Geiste desselben (we-
nigstens für sein Leben in dieser Welt der Erscheinung)
entstanden und verwachsen, beide sind in vollster Irlar-
monie mit einander. Vor allen andern Gestalten giebt der
Mensch den Eindruck des Schönen. Denn das Thier
entbehrt der geistigen Freiheit und Selbstständigkeit, es
unterliegt zu deutlich der Herrschaft fremder, sinnlicher
Triebe, um an sich als schön zu gelten. Der Mensch
giebt uns dagegen in jeder Beziehung das Gefühl der
Schönheit. Sein Körper, als der durchbildete Ausdruck
seiner Seele, sein Leben, in Thatexi und Duldungen als
ein innerlich zusammenhängendes Bild seines Geistes, die
zarteren Aeusserungen seines Gefühls endlich, der Jubel
der Freude und die Klage des Schmerzes, als harmonische
Aeusserung des Gemiithes. Ueberall eine ganz begeistete
seelenvolle Erscheinung. Wir bescheiden uns indessen
bald, dass nicht alle Menschen diesen wohlthätigen Ein-
druck machen können, sondern nur die ausgezeichneten,
die an Geist und Körper gesund, durch keinen äussern
Unfall geknickt undgelähmt werden sind.
Allein auch an diesen seltenen, heroischen Gestalten
finden wir uns bei näherer Betrachtung getäuscht. VVeun
wir dem ersten Eindrucke folgen, uns in die Anschauung
dieses vermeintlich schönen Gegenstandes vertiefen, wer-
den wir auch hier wieder den ganzen Zwiespalt der
irdischen Dinge, dem wir entgehn wollten, gewahr. Gegen
die körperliche Schönheit macht sich die Seele als etwas
Gesondertes geltend; statt mit ihr in vollem Einklange
zu stehen, zeigt sie sich übermächtig. Die schöne Seele
nöthigt uns V erehrung, Freundschaft, Liebe, die unwür-
dige feindliche oder docl zornige Gefühle ab, und wir