Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Einleitung. 
Anfang und Ende findet zwischen beiden statt. Der 
Körper des Lebenden ist mit dem Geiste desselben (we- 
nigstens für sein Leben in dieser Welt der Erscheinung) 
entstanden und verwachsen, beide sind in vollster Irlar- 
monie mit einander. Vor allen andern Gestalten giebt der 
Mensch den Eindruck des Schönen. Denn das Thier 
entbehrt der geistigen Freiheit und Selbstständigkeit, es 
unterliegt zu deutlich der Herrschaft fremder, sinnlicher 
Triebe, um an sich als schön zu gelten. Der Mensch 
giebt uns dagegen in jeder Beziehung das Gefühl der 
Schönheit. Sein Körper, als der durchbildete Ausdruck 
seiner Seele, sein Leben, in Thatexi und Duldungen als 
ein innerlich zusammenhängendes Bild seines Geistes, die 
zarteren Aeusserungen seines Gefühls endlich, der Jubel 
der Freude und die Klage des Schmerzes, als harmonische 
Aeusserung des Gemiithes. Ueberall eine ganz begeistete 
seelenvolle Erscheinung. Wir bescheiden uns indessen 
bald, dass nicht alle Menschen diesen wohlthätigen Ein- 
druck machen können, sondern nur die ausgezeichneten, 
die an Geist und Körper gesund, durch keinen äussern 
Unfall geknickt undgelähmt werden sind. 
Allein auch an diesen seltenen, heroischen Gestalten 
finden wir uns bei näherer Betrachtung getäuscht. VVeun 
wir dem ersten Eindrucke folgen, uns in die Anschauung 
dieses vermeintlich schönen Gegenstandes vertiefen, wer- 
den wir auch hier wieder den ganzen Zwiespalt der 
irdischen Dinge, dem wir entgehn wollten, gewahr. Gegen 
die körperliche Schönheit macht sich die Seele als etwas 
Gesondertes geltend; statt mit ihr in vollem Einklange 
zu stehen, zeigt sie sich übermächtig. Die schöne Seele 
nöthigt uns V erehrung, Freundschaft, Liebe, die unwür- 
dige feindliche oder docl zornige Gefühle ab, und wir
	        
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