Geschichtliche
Uebersicht.
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die Bliithe Aegyptens fort, wiewohl nicht ohne eine
Unterbrechung, von der wir zwar mu- dunkele Nachricht
haben, welche indessen unsere Aufmerksamkeit beson-
ders auch in kunstgeschichtlicher Beziehung in Anspruch
nimmt. Eine Reihe von Königen nämlich, die nicht mehr
in Theben, sondem in Memphis residirten, werden als
Feinde der Götter, als Tyrannen und Unterdrücker des
Landes geschildert. Sie sollen zugleich die Erbauer der
Pyramiden bei Memphis gewesen sein, jener in alten
und neuen Zeiten berühmten Gebäude, die früher fast
allein von allen ägyptischen Bauwerken bekannt waren,
die sich aber, wie wir jetzt wissen, von allen übrigen
höchst Wesentlich unterscheiden und die Vermuthung er-
wecken, dass sie einem ganz andern Volke angehören.
Wir werden weiter unten diese Vermuthung prüfen, die
wichtiger für die bauliche als für die politische Geschichte
erscheint, weil jedenfalls die Abkömmlinge dieser feind-
lichen Könige sich später mit dem Volke versöhnteil und
vermischten. Einige Jahrhunderte später bemächtigte sich
ein Aethiopiseher Priester, der Sabakon genannt wird,
der Herrschaft , welches Ereigniss ohne Zweifel eine
Verletzung bisheriger Einrichtungen, inneren Zwiespalt,
namentlich Missvergnügen der Kriegercaste und endlich
einen Aufstand und die Auflösung der bisherigen Einheit
zur Folge hatten. Zwölf Könige sollen nun in einer
Bundesverfassung das Land beherrscht, und ein gross-
artiges Monument, das berühmte Labyrinth, als das Hei-
ligthum oder Denkmal ihrer Einigkeit errichtet haben.
Allein diese währte nicht lange , die Zwölfherrschaft
wurde gestürzt, einer der Zwölfe, Psammetichus, warf
sich mit Hülfe fremder Soldtruppen zum alleinigen Herrn
auf. Seine Regierung, gegen die Mitte des siebenten