Geschichtliche
Uebersicht.
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Wie sich dann die Verhältnisse Aegyptens nach der
Colonisation von jenem priesterlichen Meroe aus gestaltet
haben, darüber besitzen Wir freilich nur fragmentarische
Nachrichten, die indessen, besonders in Verbindung mit
den lehrreichen historischen Darstellungen in den Monu-
menten einen Ueberblick der Geschichte des Landes in
ihren Hauptzügen gestattet. Aegypten bestand keines-
Weges immer als ein ungetheiltes Reich, aber in wesent-
lich kritischen Momenten trat die nationelle Einheit
hervor, und gewöhnlich hatte eine bestimmte Stadt, als
der Hauptsitz der Cultur und der Macht, den Vorrang.
Zuerst kam diese Eigenschaft Theben zu, das schon
Homer kennt und preisst, und dessen gewaltige Trümmer
unter allen kolossalen Ueberresten des ältern Aegyptens
die erstaunlichsten sind. Später blühete Memphis, an
der Gränze des engern Thales, und erst zuletzt, unter
der Herrschaft der griechischen Könige, Alexandrien, an
der Meeresküste, so dass also auch hier die Macht mit
dem Strome abwärts schritt. Ein Wesentliches Moment
der innern Geschichte der Aegypter sind die Kämpfe
mit einem nomadischen Volke, das sich in den Bildwer-
ken, durch eine gelbe Farbe der Haut und durch abwei-
chenden Haarwuehs und Gesichtsbildung von den röthlich
gehaltenen Aegyptern unterscheidet. Dieses Volk ver-
mochte in sehr früher Vorzeit die damals schon eultivir-
ten Aegypter zu überwinden und beherrschte sie mehrere
Jahrhunderte hindurch, bis sie sich endlich ermannten,
Abyssinien an, jedoch von Nomaden, die sich nur allmälig in Aegyp-
ten cultivirten. Anfangs habe eine reine 'l'heokratie bestanden, einige
Zeit später, doch schon 6'000 Jahre vor der Einführung des Islanzf?)
Sei durch eine Revolution die Königswürde der Priestcrcaste zuge-
fallen. Um 2200 v. Chr. setzt er den Einfall der Hyksos, deren
Herrschaft auch noch bei der Einwanderung der Juden fortdauerte.