Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegypter. 
Phantasie, die aber nach den ersten Schritten wie fest- 
gebannt und erstarret sind. Die Weisheit der priester- 
lichen Erziehung hatte den rechten Strom des National- 
geistes, damit er nicht austrete, wie in einen festen, 
steinernen Kanal hineingeleitet, wo er gleichmässig Jahr- 
tausende lang floss. Die Anerkennung, welche die Grie- 
chen den Aegyptern zollten, ist dennoch weder unerklärbar 
noch unverdient. Wir Wissen, wie sehr dies geistreiche 
Volk bei der Beweglichkeit und Unbeständigkeit seines 
Charakters, nach festen Verfassungsformen, nach dem Ideal 
eines Staates strebte. Ein solches fand sich hier. Politische 
Veränderungen der obersten Herrschaft haben auch bei den 
Aegypteril statt gefunden, ab er die unerschütterliche Festig- 
keit ihrer Verfassung, Sitte und Religion ist ohne Gleichen 
in der Geschichte. So wenig genau auch unsere Kenntniss 
ist, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass Aegypten 
schon zweitausend Jahre vor Christus im Wesentlichen 
cultivirt war, und seine spätern Einrichtungen besass. 
Von da an behielt es dieselben, ohne dass weder die 
Persische Oberherrschaft seit Kambyses, noch die Griechi- 
sche seit Alexander, noch endlich die Römische sie 
verdrängen oder wesentlich modiiiciren konnte. Ja die 
Religion Aegyptens gewann vielmehr an Umfang; während 
die aufgeklärten Griechen und Römer sparsame Besucher 
ihrer Tempel wurden, erhielten die ägyptischen Götter 
auch ausserhalb ihres Mutterlandes, in den weiten Pro- 
vinzen des römischen Reiches ausgedehnte Verehrung. 
Bis zur Mitte des dritten Jahrhunderts können wir durch 
die inschriftlichen Weiheformeln für die ägyptischen 
Götter die Fortdauer ihres Cultus nachweisen. Erst fast 
vierhundert Jahre nach Christi Geburt verordnete ein 
christlicher Kaiser nicht ohne heftigen WViderstand die
	        
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