Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Die 
Schönheit. 
netern Erscheinungen befriedigen nicht. Sehen wir die 
liebliche Blume, die schwellende Frucht, den durchsich- 
tigen Glanz des Edelsteines, Gegenstände, die uns 
freundlich und gefällig berühren, so erhalten wir höchstens 
das Gefühl des Angenehmen, selbst mit einem Wehmü- 
thigen Anklang, dass so liebliche, reiche Gebilde sich 
nur leidend verhalten, ohne empfindenden Geist. Ueber- 
schauen wir aber das Ganze und Grosse, den weit ge- 
spannten, tiefblauen Himmel, die lebensvolle, fruchtbare 
Erde, die Formen der Berge und den Glanz des Was- 
sers, so erweitet sich unser Gemiith, aber es wird fort- 
gezogen bis in das Unendliche und findet keine Ruhe als 
in dem Gedanken an die Grösse des Schöpfers. Wir 
stehen daher hier auf dem Boden der Erhabenheit und 
endigen mit einer geistigen Betrachtung. 
Nur da also in der Natur, wo der Erscheinung ein 
ihr angemessener Geist entspricht, können wir den Ein- 
druck des Schönen, im engern Sinne des Wortes, erlan- 
gell. Dem Geiste Gottes genügt kein einzelnes Bild, ihn 
können wir nur. im Geiste ahndend anschauen. Der Geist, 
welchem die Erscheinung entsprechen soll, muss daher 
ein beschränkter, der Geist eben dieser Erscheinung sein. 
Nur der belebte Körper, in welchem der inwohnerlde 
Geist ganz Erscheinung, das Aeussere ganz vom Geiste 
erfüllt ist, kann auf Schönheit Anspruch machen. 
Wie der Geist an Raum  Zeit nicht gebunden 
ist, derselbe bleibt, während er sich dem Verschieden- 
artigsteil hingiebt, so auch das Leben im Körper. Jeder 
Theil des Leibes scheint ein besondrer, aber in der 'l'hat 
sind sie alle nur ein Ganzes. Dasselbe Leben lebt in allen 
Theilen; jeder ist für das Ganze wesentlich, und es be- 
steht wiederum aus allen. Eine Wechselwirkung ohne
	        
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