Die
Schönheit.
netern Erscheinungen befriedigen nicht. Sehen wir die
liebliche Blume, die schwellende Frucht, den durchsich-
tigen Glanz des Edelsteines, Gegenstände, die uns
freundlich und gefällig berühren, so erhalten wir höchstens
das Gefühl des Angenehmen, selbst mit einem Wehmü-
thigen Anklang, dass so liebliche, reiche Gebilde sich
nur leidend verhalten, ohne empfindenden Geist. Ueber-
schauen wir aber das Ganze und Grosse, den weit ge-
spannten, tiefblauen Himmel, die lebensvolle, fruchtbare
Erde, die Formen der Berge und den Glanz des Was-
sers, so erweitet sich unser Gemiith, aber es wird fort-
gezogen bis in das Unendliche und findet keine Ruhe als
in dem Gedanken an die Grösse des Schöpfers. Wir
stehen daher hier auf dem Boden der Erhabenheit und
endigen mit einer geistigen Betrachtung.
Nur da also in der Natur, wo der Erscheinung ein
ihr angemessener Geist entspricht, können wir den Ein-
druck des Schönen, im engern Sinne des Wortes, erlan-
gell. Dem Geiste Gottes genügt kein einzelnes Bild, ihn
können wir nur. im Geiste ahndend anschauen. Der Geist,
welchem die Erscheinung entsprechen soll, muss daher
ein beschränkter, der Geist eben dieser Erscheinung sein.
Nur der belebte Körper, in welchem der inwohnerlde
Geist ganz Erscheinung, das Aeussere ganz vom Geiste
erfüllt ist, kann auf Schönheit Anspruch machen.
Wie der Geist an Raum Zeit nicht gebunden
ist, derselbe bleibt, während er sich dem Verschieden-
artigsteil hingiebt, so auch das Leben im Körper. Jeder
Theil des Leibes scheint ein besondrer, aber in der 'l'hat
sind sie alle nur ein Ganzes. Dasselbe Leben lebt in allen
Theilen; jeder ist für das Ganze wesentlich, und es be-
steht wiederum aus allen. Eine Wechselwirkung ohne