Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Litteratur. 
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Diese abgerechnet (Diodor I. 81.) verschmähten sie jede 
andere Musik, weil sie die Sitten verweichliche f). 
Ueberall werden wir also auf Schranken, Satzungen, 
feierlich phlegmatisehes Wesen hingewiesen, nirgends 
finden wir nur die Spur eines freien lebendigen Geistes. 
Man darf auch nicht an eine tiefere Geheimlehre 
denken, welche die Priester ihren Söhnen mitgetheilt 
und deren letzte Abkömmlinge ins Grab genommen hätten. 
Wenn wirklich Mysterien überliefert wurden, so gaben 
sie nur andere Genealogien der Götter, als die gewöhn- 
lichen, andere Ritualien, höchstens chronikenartige Ge- 
schichte. Man hat es oft bemerkt, dass eine aristokrati- 
sche Verfassung gerade von den Mitgliedern des bevor- 
zugten Standes die grösste Mässigung und Zurückhaltung 
erfordere, damit sie in den Augen der Uebrigen nicht 
herabgesetzt, diese stets an die Schranken, welche sie 
von jenen trennten, erinnert würden. Bei einer priester- 
liehen Aristokratie erstreckt sich diese Zurückhaltung 
nicht blos auf das Moralische, sondern auch auf das 
Geistige. Eine Priesterschaft in freierm Geiste auferzogen, 
würde bald ihre Gesinnungen dem Volke mitgetheilt, 
eine künstliche 'I'äusehung desselben unmöglich gemacht 
haben. Dieselbe Beschränkung umfasste daher zuverlässig 
Priester und Volk, die ganze Nation. Wir sehen ein 
bilderreiches, hochbegabtes Volk, dem aber eine fromme 
Rücksicht sogleich bei seiner ersten Entwickelung enge 
Fesseln anlegt, ein warmes Gefühl, eine künstlerische 
ä") Auf den Reliefs werden die Ilarfeu, das gewöhnlichste In- 
strument, innner von Frauen gespielt (Descr. de PEg. V01. II. 44-91). 
Auch dies scheint kein günstiges Vorurtheil für die Uebung (lieser 
Kunst zu erwecken, und mag mit der Besorgniss, die Männer zu 
verweichlichen, im Zusanunenhange stehen.
	        
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