Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegypter. 
Die Kenntniss dieser Schrift gestattet, uns einen 
sichern Rückschluss auf die Litteratur der Aegypter. 
Für freie geistige Mittheilungen, für freieren, individuellen 
Ausdruck des Gedankens, für wissenschaftliche Zwecke 
oder geistreiches Verständniss war eine solche Schrift 
nicht gemacht. Allein alle diese feineren Bedürfnisse 
hatten in Aegypteil keine Stelle, sie würden die Festig- 
keit des ganzen sittlich religiösen Gebäudes nur unter- 
graben haben. In einer Schule, welche den Geist an so 
geduldprüfende Symbole und so harte Abstractionen ge- 
wöhnte, konnte sich nichts Freies und Lebenvolles ent- 
wickeln. Wir können daher aufhören uns zu verwnndern 
oder den Verlust hoch anzuschlagen, dass nicht mehr von 
altägyptischen Schriften auf uns gekommen ist. Selbst 
die Sprache war, wie nach dem Urtheile der Sprachfor- 
scher aus der koptischen Sprache sich mit Gewissheit 
ergiebtili), unvollkommenen Baues und von geringen Sprach- 
anlagen zeugend, und dass Poesie und Gesang nicht in 
grossem Ansehen standen, geht aus den Nachrichten der 
Griechen unläugbar hervor. Musik wurde zwar geübt, 
wie wir aus den Darstellmigen mannigfaltiger musikali- 
scher Instrumente in den Monumenten ersehen, allein es 
fand dabei eine eigenthümliche Beschränkung statt. Man 
durfte keine fremden, sondern nur einheimische Lieder 
singen (Herodot II.  und zwar nicht Volkslieder in 
unserm 
Sinne , 
sondern 
HUF 
einfache 
heilige 
Hymnen. 
Ü S. Wilh. vJ-Inlnboldts Abhandlung: Ueber die Buchstaben- 
schrift und ihren Zusammenhang mit dem Sprachhau. Abhandlungen 
der Berliner Akad. d. Wiss. a. d. J. 1824. S. 160. Auch der gmsse 
Orientalist Peyron schliesst aus der Steifheit oder mathematischen 
Unregelmässigkeit der Sprache, dass die Aegypter eine dichterische 
oder historische Litteratur im höhern Sinne nicht gehabt haben, 
Raumer, Italien. II. S. 124.
	        
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