Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Hieroglyphen. 
315 
des Gedankens, es fehlten Bindemittel, Zwisehenglieder, 
aus welchen erst eine Gedankenreihe entstehen konnte. 
Daher war es denn wohl nicht unnatürlich, dass man 
neben andern Aehnlichkeiten, durch welche das Bild eines 
Gegenstandes auf einen andern bezogen wurde, auch auf 
Aehnlichkeit des Klanges gerieth, dass man eine abstracte 
Vorstellung durch das Bild einer ähnlich lautenden, dar- 
stellbaren Sache ersetzte, und demnächst zu immer nä- 
herer Bestimmung dieser Wenig deutlichen Bezeichnung, 
nach und nach mehrere, endlich alle einzelnen Laute des 
Worts durch besondere, daran erinnernde d. h. mit diesen 
Lauten anfangeude Bilder ausdrüekte. S0 konnte die 
Hieroglyphensehrift sich ausbilden, ohne dass man wahr- 
nahm, wie verschiedene Elemente sie enthielt, bis all- 
mälig das Bedürfniss die schnellere Schreibart herbei 
führte und nun Spätere die wesentliche Verschiedenheit 
der Buchstaben und der Bilderschrift bemerkten. S0 er- 
klärt es sich, dass grade die Aegypter, obgleich durch 
ihre Bilderschrift von andern Völkern unterschieden, 
nach den Nachrichten vieler alten, nicht unglaubwürdigen 
Autoren für die Erfmder der Buchstabensehrift gehalten 
wurden. Ja vielleicht ist dieser Weg der einzige, auf 
welchem eine Buehstabenschrift entstehen konnte, die 
erst bei andern Völkern , denenqsie überliefert war, die 
Spuren ihres Ursprungs so gänzlich verlor, dass man sie 
für eine willkürliche Erfindung halten mochte m). 
Diese seharfsinnige Hypothese empfiehlt sich dadurch, 
dass sie die Unwahrscheinlichkeit einer absiehtlichen 
i) S. Champoliion, Pröcis. S. 284. IT. 310. Seine Gedanken- 
reihe führt auf die Ansicht, wie ich sie im Texte entwickelt, hin, 
OÜglCiCh er sie nicht bestimmt ausspricht, ja S. 310 sich ausdrücklich 
dangegen verwahren zu wollen scheint.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.