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Aegypter.
und die ganze Breite der Columne , die durch das kleinere
Zeichen nicht in Anspruch genommen wird, auszufüllen. In
den Manuscripten ist die Schrift gewöhnlich in senkrechten
Columnen geordnet, welche meistens von der Rechten
zur Linken auf einander folgen. An den Gebäuden sind
die Hieroglyphen aber auch häufig in horizontaler Folge,
friesartig, oder neben den Figuren der Reliefs, vertical
oder horizontal wie der Raum es, gestattet, eingefügt.
Ob von der Rechten zur Linken oder umgekehrt zu lesen,
erkennt man daran", nach welcher Seite die Köpfe der
dargestellten Thiere gerichtet sind. Die Weitläuftigkeit
der Schrift wurde einigermassen dadurch gemindert, dass
man (wie auch jetzt häuiigvin den orientalischen Sprachen)
die Vocale fortliess, auch wohl sich mit einigen Con-l
sonanten benügte. Die Ausführung der Hieroglyphen
auf den Monumenten ist meistens sehr sorgfältig , so
dass die 'l'hiere und sonstigen Gegenstände ebenso natür-
lich wie auf den grössern plastischen Darstellungen sind.
Manchmal indessen sind nur die Umrisse der Gestalten,
ohne Ausarbeitung des Innern eingegraben. Noch viel
leichter" ist die Ausführung in den Inschriften der Särge
und in den Manuscripten, welche sich bei den Mumien
finden. Hier treten an Stelle des wirklichen Bildes nur
wenige Linien, welche auf eine charakteristische Weise
der Phantasie das ohnehin schon vielfältig bekannte Bild
vorführen.
Neben diesen, bei religiösen, aber doch schon weni-
ger feierlichen Beziehungen angewendeten leichtem Hie-
roglyphen findet sich eine andere Schrift, die sogenannte
hieratische oder priesterliehe, von der uns schon die
griechischen Schriftsteller erzählen, (leren Entstehung und
Bedeutung uns aber erst jetzt durch die Vergleichung