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Aegypter.
Thieren ihre Jungen zu lieben, und dass sie als Zeichen
der Kindschaft gebraucht wurde. S0 ist der Buchstabe
L in königlichen Namen gewöhnlich durch den Löwen
bezeichnet, während er sonst auch auf andere Weise
geschrieben wird. In dem Namen des Kaisers Tiberius
an dem Tempel zu Esne ist das B durch den Widder
bezeichnet, weil dieses 'l'hier dem Gotte des Tempels,
dem Chnubis, heilig war, in Dendera tritt ein anderes
Zeichen in demselben Namen an dessen Stelle. Uebrigens
fand keine unbedingte Freiheit der Wahl der phonetischen
Zeichen Statt, vielmehr hatte der Gebrauch nur gewisse
Bilder dazu bestimmt, die daher oft wiederkehren.
Es ist zu bemerken, dass die Zeichen, welche bild-
lich oder sinnbildlich für Begriffe gebraucht wurden,
nicht auch als phonetische Ilieroglyphen dienten, so dass
Wenigstens im Wesentlichen die Bedeutung jeder Hiero-
glyphe unzweideutig war. Champollion hat die Zahl
sämmtlicher von ihm gefundenen Hieroglyphen sowohl
der phonetischen als der biid- und sinnbildlichen auf 860,
und wie er bemerkt eher zu gross als zu klein berech-
net, indem davon noch manche Zeichen kleiner Abwei-
chungen ungeachtet identisch sein möchten. Man sieht,
es handelt sich um ein zwar ausgedehntes, aber immerhin
durch das Gedächtniss wohl zu erlcrnendes Schriftsystcm.
Nicht alle phonetischen IPIieroglyphen sind Bilder natür-
licher Gegenstände, sondern eine ganze Zahl besteht in
willkürlichen geometrischen Figuren, wie Quadrat, Oval,
I-Ialboval, gebrochene, gebogene oder gerade, doppelte
und einfache Linie. Namentlich werden grammatische
Formen, Artikel, Pronomina, Präpositionen, Geschlecht
und Zeit (im Aegyptischcn meist Anhängesilbeil) durch
solche Zeichen ausgedrückt.