Ilicroglyphenl.
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und eine Schale bezeichnet. Wirkliche Allegorien zur
Darstellung von Begriffen sind bisher unter eigentlichen
Hieroglyphen äusserst wenige gefunden. Die Biene be-
zeichnet das arbeitsame , dem König gehorsame Volk
Aegyptens, der s. g. Nilschlüssel, ein mystisches Instru-
ment der Eingeweihten, das höhere Leben der Unsterb-
lichkeit, der Vordertheil eines Löwen die Stärke; der
Geier soll die Mütterliehkeit bezeichnen, weil dieser
Vogel, nach der Sage der Aegypter nur weibliche Jun-
gen hatte.
Bei Weitem die Mehrzahl der Irlieroglyphen sind
aber phonetisch, sie haben nicht die Bedeutung eines
Begrilles, sondern nur die eines Lautes und zwar stets
des Anfangsbuchstabens des Wortes womit der Gegen-
stand benannt wird. Wollten wir z; B. im Deutschen
das Wort Gut mit phonetischen Hieroglyphen schreiben,
so würden etwa die Zeichen einer Gans, einer Uhr und
eines Trichters dazu dienen. Es leuchtet ein, dass sich
auf diese Weise jedes Wort durch höchst verschiedene
Zeichen geben lässt, und wirklich finden sich unter den
Hieroplyphen für jeden Buchstaben mehrere; zum 'l'l1eil
sehr viele Zeichen in Gebrauch. Für den Buchstaben S
hat Champollion nicht weniger als 24 Zeichen entdeckt.
Diese gleichlautenden Zeichen (hieroglyphes homophones
bei CIIZIHlPOlIiOII) wechseln oft ganz willkürlich, manch-
mal abcr auch mit einer symbolischen Nebenbeziehung.
So wird in dem Worte Sohn der Buchstabe S entweder
durch eine eiförmige Gestalt oder durch das Bild einer
Gans ausgedrückt; beides wahrscheinlich nicht ohne An-
spielung. Die Beziehung des Eies auf die Geburt liegt
nahe, und aus griechischen Berichten wissen wir, dass
dig ägyptische Gang in dem Rufe stand, VOP anderen