Geist
und
Natur.
befriedigt nicht bloss das innerliche Gefühl des denkenden
Menschen, sondern beschäftigt auch seine änssere, sinn-
liche Natur, indem es sie freilich zur geistigen Betrach-
tung emporhebt.
In beiden Formen, in dem Gefühl für das Angenehme
und für das Erhabene, regt sich daher schon jene eigenste
Natur des Menschen, er steht schon auf neutralem Boden,
wo die Gesetze der geistigen wie der körperlichen Welt
ihn nicht ausschliesslich beherrschen und der Zwiespalt
seiner Natur aufgehoben ist. Allein beide gewähren diese
Beruhigung nur vorübergehend und scheinbar. Das An-
genehme ist dem sinnlich Reizenden zu nahe verwandt,
zu sehr von allem Ernste geistiger Erhebung entfernt,
es vermischt sich bald wieder mit gemeinen sinnlichen
Begierden. Das Erhabene aber, indem es. die Vorstellung
von etwas Grösserem, als die äussere Erscheinung ist,
heWMruft und namentlich an die Grösse Gottes mahnt,
geht dadurch in ein Gebiet über, in welchem auch die
grösseste und ausgezeichneteste Gestalt keine Bedeutung
mehr hat. Es knüpft sich nothwendig daran die Betrach-
tung über die Grösse und Ewigkeit Gottes und die Klein-
heit und Vergänglichkeit seiner Geschöpfe. Auf diesem
Standpunkte erscheint dann zuletzt die Erde als ein
Jammerthal, von dem wir nicht begreifen, warum ein
giitiger Schöpfer uns in dasselbe gesetzt habe. Jener
Zwiespalt, dem wir durch das Wohlgefallen an der Form
vorübergehend entgangen Waren, kehrt also mit aller
Kraft zurück. Das Erhabene führt uns wieder auf das
Geistige, das Angenehme auf das Sinnliche. Beide sind
daher wiederum, wie das Geistige und Sinnliche selbst,
Gegensätze, welche aber doch schon auf eine mögliche
und nothwendige Vereinigung hindeuten, auf eine Form,