Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Geist 
und 
Natur. 
befriedigt nicht bloss das innerliche Gefühl des denkenden 
Menschen, sondern beschäftigt auch seine änssere, sinn- 
liche Natur, indem es sie freilich zur geistigen Betrach- 
tung emporhebt. 
In beiden Formen, in dem Gefühl für das Angenehme 
und für das Erhabene, regt sich daher schon jene eigenste 
Natur des Menschen, er steht schon auf neutralem Boden, 
wo die Gesetze der geistigen wie der körperlichen Welt 
ihn nicht ausschliesslich beherrschen und der Zwiespalt 
seiner Natur aufgehoben ist. Allein beide gewähren diese 
Beruhigung nur vorübergehend und scheinbar. Das An- 
genehme ist dem sinnlich Reizenden zu nahe verwandt, 
zu sehr von allem Ernste geistiger Erhebung entfernt, 
es vermischt sich bald wieder mit gemeinen sinnlichen 
Begierden. Das Erhabene aber, indem es. die Vorstellung 
von etwas Grösserem, als die äussere Erscheinung ist, 
heWMruft und namentlich an die Grösse Gottes mahnt, 
geht dadurch in ein Gebiet über, in welchem auch die 
grösseste und ausgezeichneteste Gestalt keine Bedeutung 
mehr hat. Es knüpft sich nothwendig daran die Betrach- 
tung über die Grösse und Ewigkeit Gottes und die Klein- 
heit und Vergänglichkeit seiner Geschöpfe. Auf diesem 
Standpunkte erscheint dann zuletzt die Erde als ein 
Jammerthal, von dem wir nicht begreifen, warum ein 
giitiger Schöpfer uns in dasselbe gesetzt habe. Jener 
Zwiespalt, dem wir durch das Wohlgefallen an der Form 
vorübergehend entgangen Waren, kehrt also mit aller 
Kraft zurück. Das Erhabene führt uns wieder auf das 
Geistige, das Angenehme auf das Sinnliche. Beide sind 
daher wiederum, wie das Geistige und Sinnliche selbst, 
Gegensätze, welche aber doch schon auf eine mögliche 
und nothwendige Vereinigung hindeuten, auf eine Form,
	        
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