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Acgypter.
des Standes des Verstorbenen von einer dazu unterrich-
teten Classe von Leuten angewendet, und die Erhaltung
der Mumien bis in unserer Zeit beweist, wie trefflich
diese ihr Handwerk verstanden. Ungeheure unterirdische
Hallen, ganze 'l'odtenstädte finden sich noch jetzt in den
Bergen Aegyptens, in denen die Mumien von Menschen
und 'l'hieren in zahlloser Menge aufbewahrt sind. Nach
einer andern Nachricht glaubten die Aegypter an eine
Seelenwanderung, und zwar von dreitausendj ährigcr Dauer,
indem die Seele durch alle Thiergattungen gehe, und
endlich wieder in einen menschlichen Leib einkehre. Es
ist schwer, diese Vorstellung mit der von Lohn und
Strafe nach dem Tode zu vereinigen, und es ist unge-
wiss, ob das eine mehr Geheimlehre, das andere Volks-
tradition war. Aber es geht jedenfalls aus diesen Ueber-
lieferungen hervor, dass sie sich viel mit dem Tode
beschäftigten und dennoch sinnliche Vorstellungen damit
verbanden. Dahin deutet auch die bekannte Erzählung
Herodots, dass bei ihren Gastmahlen ein hölzernes Ge-
rippe herum gereicht und dabei ausgerufen sei: trinke
und sei fröhlich, denn stirbst du, so wirst du sein wie
dieses. Immerhin konnte diese zweideutige Aufforderung
einer reinen Isleitcrkeit nicht günstig sein.
Neben diesem steten Hinblick auf den Tod ist die
Neigung zum Geheimnissvollen und Verschlossenen ein
nlerkwilrdiger Zug im Charakter der Aegypter. Selbst
ihr Land War während der langen Periode der Blüthe
den Fremden verschlossen, und es bedurfte der glück-
lichen Revolution, die Psammetichus mit Hülfe griechi-
scher Söldner bewirkte, um den Griechen einen, auch da
noch beschränkten Zutritt zu verschaffen. Die Lehren
ihrer Prlesterscllulen wurden den Fremden und Wiss-