Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Aegyptcr. 
alle Verrichtungen des Lebens war Ort und Stunde be- 
stimmt, die Speisen seines Tisches Waren so genau an- 
geordnet, als ob, wie Diodor sagt, nicht ein Gesetzgeber, 
sondern der geschickteste Arzt sie nach Gesundheitsre- 
geln berechnet habe. Seine Diener musste er sämmtlieh 
aus den Söhnen der vornehmsten Priester wählen, so 
dass unter dem Scheine der Ehre die genaueste Bewa- 
chung seiner Schritte gesichert war. Priester standen 
ihm bei allen Geschäften als Räthe oder Richter zur 
Seite, und bei dem öffentlichen Opfer sprachen sie das 
Gebet für ihn, bei welchem sie seine Tugenden aufzählen 
sollten, und daher eine Gelegenheit zu einer stillschwei- 
genden oder ehrfurchtsvollen, aber doch ilachdrücklichen 
Rüge hatten. Auch nach seinem Tode sassensie über 
sein Leben zu Gericht, und da sie die Bewahrer und 
Ueberlieferer der Geschichte waren, so ruhte auch sein 
Nachruhm in ihren Händen. Wie sehr es ihnen gelungen 
war, durch diese Vorscln-iften die Könige zu fesseln, 
ergiebt sich daraus, dass wenige es versuchten, sich 
diesen Banden zu entziehen. Dafür ward ihnen denn aber 
auch der Ruhm und die Liebe des Volkes zugewendet, 
so dass die Aegypter das anhänglichste Volk, und, wie 
Diodor.es ausdrückt, selbst fürWeiber und Kinder nicht so 
besorgt waren, wie für ihre Könige. Das Landeigenthum 
gehörte nur den höhern Casten, ein Drittel dem Könige, 
ein zweites den Priestern, das dritte dem Wehrstande. 
Die Landbauern waren nur Pächter und schon dadurch 
von den Priestern am meisten abhängig, dass diese Zeit 
und Ort der Saat und Aerndte bestimmten. Die Gesetze 
und Lebensvorschriften waren mit Sorgfalt geordnet, das 
Civilreeht mit Klugheit und Milde ausgebildet, die Strafe 
der Verbrecher strenge, aber mit Umsicht und Scharfsinn
	        
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