Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Land 
und 
Volk. 
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der einen Seite gegen dieses Schwanken schützt, fesselt 
sie auch auf der andern. Es leuchtet ein , dass die Reli- 
giosität, die sich in einem Lande von so eigenthümlicher 
Naturthätigkeit heranbildete, bei aller Klugheit und Wis- 
senschaft sich nicht zu geistiger Freiheit erheben konnte, 
sondern vielfältig beschränkt , durch Aberglauben und 
Geheimnisskrämerei verdunkelt sein musste. 
Es mag Täuschung sein, "wenn wir die Zustände, 
deren Existenz uns historisch versichert wird, aus der 
Natur des Landes mit Notlnveiidigkeit entwickeln zu 
können glauben. Jedenfalls ist es aber bei einer so be- 
stimmt ausgesprochenen Natureigenthümlichkeit verzeih- 
lieh, dass wir dem Zusammenhange des Physischen mit 
dem Ethischen näher nachspüren, wenn wir nur dabei 
nicht vergessen, dass die Benutzung und Verarbeitung 
selbst so entschiedener Naturanlagen zu einem grossen 
sittlichen Ganzen das Werk menschlicher Freiheit und 
Genialität ist. Mit dieser Beschränkung können wir denn 
auch in den Sitten der alten Aegypter die Einwirkung 
ihres Landes anerkennen. 
Nach den Berichten der griechischen Schriftsteller 
war die Nation, wie bei den Indern, in erbliche Casten 
eingetheilt, deren Zahl und Begränzung nicht ganz gleich 
angegeben wird, unter denen aber jedenfalls die Priester 
und Krieger die höchste Stelle einnahmen, die Hirten 
die niedrigste, gehasste und verachtete Classe bildeten. 
Wie in Indien wurde auch hier der König aus der Krie- 
gercaste genommen, aber eben so wie dort und noch 
mehr war (lafür gesorgt, dass er sich dem Einflusse der 
Priester nicht entziehen konnte. Selbst sein tägliches 
Leben war bis in das Kleinste xiach priesterlicher Vor- 
schrift geordnet. Für Geschäfte, Spaziergang, Bad, für
	        
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