Einleitung.
auch zur Befriedigung desselben und man kann es in
diesem Sinne auch nützlich nennen. Nur ist dieses Be-
dürfniss das zarteste von allen, das sich am Wenigsten
mit einer äussern N othwendigkeit aufdrängt, und nur von
den edelsten, feinfühlendsten Menschen empfunden wird.
Für die sinnliche Natur ist das Schöne überflüssig, für
den Geist unbedeutend, und im gewöhnlichen Sinne des
Worts darf man es daher allerdings nicht nützlich nennen.
Auch dieses Wohlgefallen an der Form hat aber
verschiedene Gestalten. Zunächst tritt es wirklich in
der Form des Ueberfliissigen und N utzlosen stark heraus,
und dies ist die Weise, in welcher es sich bei den V öl-
kern und bei Einzelnen gewöhnlich zuerst zeigt. Eine
harmlose Freude an der Wohlgestalt, frei von gröbern,
sinnlichen Zwecken, aber auch ohne Empfindung für eine
tiefere Bedeutung, ein kindliches 'l'ändeln mit den Dingen,
die uns freundlich und gefällig erscheinen, mit einem
VVONIG, der Sinn für das Angenehme entwickelt sich
bald. Auch hierin liegt schon die erste Befriedigung jenes
Bedürfnisses vder hühern menschlichen Natur, aber in
oberflächlicher, nnbewusster Weise.
Der leichtfertige Luxus des bloss Angenehmen muss
aber zu ernstern Betrachtungen führen, und nachdenkliche,
reifere Gemüther werden bald auch ernstere Beziehungen
in der Form der Dinge-wahrnehmen. Es giebt Erscheinun-
gen, welche sich durch ihre Grösse und Bedeutsamkeit
vor andern auszeichnen, und den Geist, statt ihn bloss
auf ihre sinnlichen Eigenschaften aufmerksam zu machen,
recht deutlich daran erinnern, dass sie, wie die ganze
Natur, Schöpfungen eines grossen Geistes sind, Wir
nennen solche Erscheinungen erhaben. Das Erhabene
steht in enger Verbindung mit der Religion, aber es