Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Der 
Salomonischc 
Tempel. 
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deutung hat, eine architektonische Sünde, Welche sich 
die Griechen nicht leicht, wenigstens nicht bei-bedeuten- 
den Monumenten erlaubten, und die erst eine Erfindung 
der römischen Kaiserzeit war. Denkt man dagegen bloss 
an diese Säulen und schliesst aus ihren symbolischen 
und verschiedenen Namen, dass sie einen selbstständigen 
monumentalen Charakter gehabt haben, so ist es richtig, 
dass sich dies mit ihrer Stellung in der Halle nicht wohl 
vereinigen lässt. Da nur zwei Säulen waren, so konnten 
sie, ohne die gröbste und undenkbare Verletzung der 
Symmetrie, nicht verschieden sein; dann aber wäre auch 
die Verschiedenheit des Namens ganz bedeutungslos und 
kaum zu behalten gewesen. Uebrigens kommen diese 
Säulen weder bei den Vorschriften über die einzelnen 
Theile des Tempels, die David dem Salomon hinterlässt 
(1. Chron.  11-18.), noch bei dem Bau des Serubabel, 
noch bei dem des Herodes vor, ja selbst die Vision des 
Hesekiel gedenkt ihrer nicht: ihre mystische Bedeutung 
kann daher keinesweges so gross gewesen sein, wie 
Meyer, Stieglitz und andere sie annehmen. Vielleicht 
waren sie nichts als gleichsam ein Triumphzeichen, das 
Salomo nach der Vollendung des Baues errichtete, in 
Erinnerung der Worte, die David zu ihm gesprochen, 
nachdem er ihn zum Baue des Gotteshauses ermahnt: 
Sei fest und stark und richte es aus. (l.Chron.29, 20.) 
Lleberhaupt sind nicht bloss die ältern, sondern auch 
die neuem Forscher in der symbolischen Deutung der 
Verhältnisse und Theile des Tempels zu weit gegangen. 
S0 wenig man bezweifeln darf, dass die Aussehmüekung 
des Gebäudes und der Geräthe in seinen bildlichen Dar- 
stellungen mit synlbolischen Nebenbeziehungen gewählt 
war, so wenig kann man eine solche in den architektoni-
	        
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