Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Einleitung. 
liebt es bekanntlich sein eignes Ich nur auf der geistigen 
Seite zu suchen und in seiner Betrachtung das Körperliche 
als ein geliehenes Kleid oder ein vorübergehendes Ge- 
fängniss von seinem Wahren Selbst zu sondern. Allein 
näher angesehen will diese Trennung nicht recht vorhalten. 
Nicht bloss ist der Körper dem geistigen Menschen gar 
nicht so fremd und entbehrlich, sondern das Geistige selbst 
ist keinesweges sein freies Gebiet. Wenn er in der phy- 
sischen Welt von vielfältigen Gesetzen beherrscht wird  
so besteht das geistige Reich in einer nicht minder festen, 
zusammenhängenden Ordnung. Auch hier wird er von 
einer höhern Nothweildigkeit beherrscht, und ihm bleibt 
hier wie da nur das Anschauen und Anerkennen von Ver- 
hältnisscn, die er nicht gebildet. S0 steht denn das arme 
Ich des Menschen einsam und nackt zwischen innefim 
engsten Raume, so beschränkt, dass jede Bewegung es 
über die Gränzen desselben hinausflihrt, und es zwingt, 
von den Gesetzen der geistigen oder körperlichen Welt 
Recht zu nehmen. Ueberdies aber bringt jede 'l'hätigkeit 
den Menschen nicht bloss mit einem dieser beiden grossen 
Reiche, sondern stets mit beiden zugleich in Berührung, 
und er leidet nun durch den Widerspruch dieses Doppel- 
zustandes. Als Mitbürger der Geisterwelt glaubt er über 
den Erscheinungen zu stehen; er macht Schlüsse über die 
Gründe und Kräfte, aus welchen sie entspringen, bildet 
sich ein Gedankensystem und eine Regel des Guten und 
Bösen. Als irdischer, sinnlicher Mensch verletzt er nicht 
bloss diese Regel beständig, sondern er erfährt auch, 
dass die stumme Natur in der Fülle ihrer Production, 
in der Vielseitigkeit ihrer Gestaltungen seiner dürftigen 
Begriffe spottet, seine Schlüsse widerlegt, seine Plane 
vereitelt. Da entsteht denn ein Gefühl des Zwiespalts in
	        
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