Der
Salonlonisclne
Tempel.
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kein Gewicht legte. Es scheint daher jedenfalls zu ge-
wagt , wegen dieser Aehnlichkeit mit der Stiftshütte,
von der ausdrücklichen und scheinbar unzweifelhaften
Angabe der Schrift abzuweichen.
Noch viel bestrittener ist die Höhenbestimmung der
Vorhalle. Das Buch der Könige enthält nämlich gar keine
Angabe darüber, die Chronik dagegen giebt das ganz
unglaubliche Maass von 120 Ellen. Alle Ausleger sind
einverstanden, eine Entstellung des Textes zu vermuthen.
Hirt schliesst aus Wahrscheinlichkeitsgründen, dass die
Zahl 20 die richtige sei, Meyer unterstützt dieselbe Ver-
muthung, namentlich auch durch die Lesart eines ein-
zelnen abweichenden Codex. Stieglitz dagegen i) benutzt
jene Zahl, um nach dem von ihm beliebten Vorbilde des
agyptischen Tempels einen hohen pylonenartigen Bau
heraus zu bringen. Zwar erscheint auch ihm die Höhe
von 120 Ellen unglaublich, allein er muthniasst, ebenfalls
nach der Aehnlichkeit mit den Pylonen, dass die Halle
ein Thurm mit doppelter Spitze gewesen und der Chro-
nikenschreiber beide Thurmgebäude zusammen gerechnet,
so dass also die Höhe eines jeden 60 Ellen erreicht habe.
Es leuchtet ein, wie gezwungen und miwahrscheinlich
diese Auslegung ist, da ein Sprachgebrauch, wie der
vorausgesetzte , gar keinen vernünftigen Grund haben
würde. Allein auch davon abgesehen erhält das Gebäude
nach Stieglitz Construction eine ganz abenteuerliche und
selbst von den ägyptischen Pylonen abweichende Form.
Diese haben gewöhnlich nur eine ungefähr ihrer halben
Breite gleichkommende Höhe; hier dagegen Würde eine
dreifach grosse Höhe entstehen, ein thurmartiges, zuge-
Spitztes Gebäude, wie es das Alterthum überall nicht.
Beii rägo
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