Geist
und
Natur.
ö
willen da, und doch ist es unläugbar, dass es mit allen
einzelnen Gebieten des Geistes, mit der Religion, der Moral
und selbst dem Rechte in vielfacher Beziehung steht, diese
alle davon berührt werden und mit darüber absprechen
dürfen. Ja wenn wir etwas näher eingeweiht sind, so
werden wir gewahr, dass nicht bloss diese Widersprüche
vorhanden sind, sondern dass sie sogar recht zum innersten
WVesen des Schönen gehören, dass eine einfachere, wider-
spruehslose Gestaltung recht brauchbar, gut, richtig und
sonst manches andere sein könnte, aber nicht schön.
So ist denn gewiss, dass das Schöne etwas Ge-
heimnissvolles, gemeinen Sinnen und gemeinem Verstande
unzugänglich sei. Aber zum Troste finden wir denn auch
bald, dass es sich mit den höchsten Angelegenheiten
des Menschen (lurchweg so verhält. Aueh die Religion
und Moral, das Leben der Völker und das der einzelnen
Menschen sind von gleich mystischer Natur. Geheim-
nisse, aber offene Geheimnisse, von denen jeder spricht
und selbst das unveräusserliche Recht, ja die Pflicht hat
zu sprechen.
Durch diese Betrachtung gelangen wir auf einen
festem Boden. Denn der Ursprung dieses Geheimnissvol-
len liegt in nichts anderrn, als eben in der ganzen Natur
des Menschen. Sie selbst ist diese mystische Einheit des
YVidersprechendsten. Wer bin ich? Dieser leidende Kör-
per oder die frei sich aufschwingende Seele, das lächelnde
Kind, der denkende Mann oder der vergessliche Greis?
Wie Verschiedenes und doch unläugbar ein unzerstürbar
einiges Wesen.
Räumen wir auf unter diesen Widersprüchen des
menschlichen WVesens, so kommen wir endlich auf den
äTossen Gegensatz von Geist und Natur. Der Mensch