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Juden.
sein.
Da
stellt
sich
zunächst
die
Wohlthat
des
Schutzes
gegen Wind und Regen, dann die Wohlthat der Kühlung
bei der Hitze und Dürre dar. Man sieht, wie leicht sich
die geistige Auffassung der Welt, der Einheit des höchsten
Gottes mit einer sehr sinnlichen Denkungsweise verbin-
det. Ohne Sinnlichkeit ist keine Kunst, kein Menschen-
leben überhaupt, aber die edlere Sinnlichkeit erfreut sich
an der Erscheinung des Dinges, während die niedrigere
Vortheil und Genuss berechnet. Eine solche Gesinnung
verband sich aber leicht mit dieser, sonst so reinen Re-
ligion, weil die Macht des Herrn und die Furcht vor
sinnlichen Strafen die bedeutendsten Beweggründe waren.
In jeder Beziehung war daher bei einem solchen Volke
kein Boden für die bildende Kunst. Der Spiritualismils
benahm das Interesse an der äussern Gestalt, das be-
wegte besorgte Gemüth konnte nicht dazu gelangen sie
auszubilden.
Ruhiges Verhältniss, Gleichmaass, Symmetrie und
Form waren hier gleichgültig; Bewegung, Rhythmus,
Gegensatz und Zweck. herrschten und liessen jene nicht
aufkommen. Es zeigt sich der Gegensatz der bewegten
Künste, Poesie und Musik, gegen die ruhigen. Für jene
war eine Fülle der Anlagen, für diese lllangel.
Man sieht hieraus ferner, wie die rechtgläubigen Ju-
den und die Moloehsdiener Phöniciens in Beziehung auf
unsere Kunst ziemlich gleiche Richtung haben konnten.
Der praktische Sinn des Handelsvolkes mit seinem Eigen-
nutz und seiner Ueppigkeit, blieb eben so wenig bei der
ruhigen Form stehen, sondern forderte Brauchbarkeit,
Nutzen, Bewegung. Selbst die Religionen beider Völker,
so himmelweit die reine Lehre Äehovas von den scheuss-
liehen
Opfern
der
Baalspriester
entfernt
ist:
sind
nicht