Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Juden 
sehehen erzählt. Die Drohung spricht er, wenn ich nicht irre, 
gewöhnlich ohne Bild, nackt und schlagend aus, und man 
kann zugeben, dass sie bei ihm und in der griechischen 
Poesie überhaupt nicht ganz die Kraft und Bedeutung 
habe, die sie in der hebräischen durch diesen Reichthunr 
an Metaphern erhält. Diese ist auf das Drohende besser 
eingerichtet. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwi- 
schen einer Gesinnung, welche sich viel mit dem Zu- 
künftigen beschäftigt, und jener höchst bewegten Phantasie 
der Juden, ebenso wie andrerseits zwischen dem mehr 
auf die Gegenwart gerichteten Sinne des Griechen und 
seiner ruhigern mehr ausführenden Rede. 
Uebrigens finden wir dieselbe Beweglichkeit, den- 
selben Bilderreichthum nicht bloss bei Drohungen und 
Strafreden, sondern auch bei Verheissungen und selbst 
in ruhig beschreibenden Stellen. Man erinnere sich nur 
an jene Lobgesänge oder Betrachtungen über Gottes 
Wirken in der Natur, in den Psalmen, im Buche Iliob 
oder bei den Propheten. Wie schweift der Blick umher, 
und beleuchtet mit einem Blitze bald diesen Gegenstand 
bald jenen, Himmel und Erde, Land und Meer, die Berge 
mit dem Wild in ihren Wäldern, die Fläche mit ihrem 
Fruehtbaum, den Menschen und die Blume. Jedes Ein- 
zelne tritt plötzlich scharf und eigenthümlich aus dem 
Dunkel hervor, aber eben so schnell wieder in dasselbe 
zurück, weil ein anderes jetzt beleuchtet wird. Das Ge- 
setz des Gegensatzes macht sich dabei besonders geltend. 
Das Lieht fallt auf einen Gegenstand, wird von ihm nach 
der Eigenthümlichkeit seiner Gestalt auf einen andern, 
entgegengesetzten reflectirt, und von diesem Wieder nach 
einer andern Stelle. So in den kleinem Kreisen und von 
diesen 
wieder 
zu andern 
höhern , 
bis 
in 
die 
höchsten G8-
	        
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