Kunstrichtung.
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ist jetzt vor unserer Phantasie, das Ausreissen aus dem
Boden muss daher einer andern Bezeichnung der Strafe
Platz machen. Es ist nicht bloss die Entfernung von dem
Lande, wo man sich wohl fühlt, njenseit des Stroms" in
eine unbekannte Ferne, sondern auch die Zerstreuung,
welche dabei zu befürchten ist, und auch diese Drohung
schliesst sich daher den andern an. Man sieht in dem
einen Satze und zwar in einer Rede, welche nicht auf
die gesteigerte Lebendigkeit der Poesie Anspruch macht,
drängt sich Bild an Bild, die Seele ist nicht fähig eines
festzuhalten, weil sogleich ein zweites sich dazwischen
schiebt. Allerdings gewinnt die Lebhaftigkeit des Aus-
druckes dadurch bedeutend; der Schrecken, welchen die
Drohung erwecken kann, wird vervielfältigt und dadurch
vertieft. Bei jedem neuen Bilde empfindet der Bedrohte
das ihm Bevorstehende aufs Neue. Homer, wenn er eine
Drohung durch ein Bild beleben wollte, Würde nur eine
der Vorstellungen, welche hier auf einander folgen, ge-
nommen, aber auch weiter ausgeführt haben, etwa die
des Rohrs, das vom WVinde geknickt, nun abstirbt. Frei-
lich mag es sein, dass jene jüdische Häufung von Me-
taphern der Drohung mehr zusagt; nicht bloss verstärkt
die Wiederholung den Eindruck, sondern selbst die Dun-
kelheit , welche durch die schnelle Vertauschung der
Bilder entsteht, trägt zur Steigerung des Schreckens bei.
Jede Zukunft, besonders die drohende ist dunkel, das
klare plastisch hingestellte Bild eignet sich nicht für sie.
Das Orakel bedient sich daher auch, wenn es ein Bild
braucht, des zweideutigen dunkeln Bildes. In der vollen
Ausführung des einen Bildes liegt dagegen etwas Beruhi-
gendes. Homer wendet daher seine Gleichnisse auch nur
auf die Vergangenheit an, nur auf das, was er als ge-
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