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Juden.
Personilication bleibt noch, der feststehende Mensch, der
einen starken Schlag erhält, wankt, sei es, dass der
plötzliche Anstoss ihn den Schwerpunkt verlieren macht,
sei es, dass die innerliche Wirkung des Schlages ihn
verhindert, sich aufrecht zu halten. Allein das Wanken
und Schwanken "erinnert auch an die Pflanze, welche
vom Winde bewegt wird, am meisten, da im Gegensatz
gegen Jehova alles Irdische schwach ist, an das schwa-
che Rohr. Es beginnt daher ein neues Bild; der Schlag
hat mit dem Rohre nichts zu schaffen, er ist vergessen,
bloss das Wanken noch beibehalten. Israel wankt also
wie ein Rohr, und zwar im Wasser, denn das Rohr
wächst vorzugsweise im Wasser, der Zusatz bietet sich
durch die Lebendigkeit der Vorstellung von selbst dar.
So ist Israel mit einer Pflanze verglichen; dies giebt ein
neues Bild für die Züchtigung, die dem Volke angedroht
wird; der Herr wird sie aus dem Boden heraus reissen. Der
Boden erinnert an das Land Palästina, welches der Herr
den Juden gegeben; bei der Vorstellung der Strafe drängt
sich die Erinnerung an die Wohlthat auf, an das frucht-
bare liebliche Land. Mit dem Bilde der Pflanze hat dies
wiederum nichts gemein, sie haftet in dem mütterlichen
Boden, ihr wird kein Land gegeben. Aber so schnell
schreitet die Phantasie fort, dass sie diese Vertauschung
wiederum nicht bemerkt, die Reihefolge der Vorstellun-
gen wird in Eins zusammen gezogen: "Der Herr wird
„Israel heraus reissen, aus diesem guten Lande, welches
„er ihren Vätern gegeben." Nunmehr sind wir aber ganz
von dem ersten Bilde abgekommen; nicht bloss die Pflanze
ist verlassen, sondern auch die Vorstellung des Volkes,
als eines einzigen Wesens das geschlagen wurde. Pa-
lästina mit seinen Bewohnern, den Juden, in der Mehrzahl