Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Juden. 
Bedeutung aus irgend einem Grunde zusagt, zusammen- 
bringt, ohne an ihrer disharmonirenden Erscheinung Anstoss 
zu nehmen. Höchst befremdend ist dieser Mangel, wenn 
wir uns an den Reiehthum der hebräischen Poesie er- 
innern. Welche Fülle von Bildern drängt sich hier! Wie 
lebendig ist das Gefühl des Psalmisten, der Propheten 
für alle Erscheinungen der Natur, für das Weite, Grosse, 
Erhabene, Leuchtende, und dann wieder für das Kleine 
und Zarte, oder für das Dunkle und Schreckende. VVie 
kräftig und erschütternd malen sie die Gerichte des gött- 
lichen Zornes, die Zerstörung, den Zug der mächtigen 
Heerschaaren, das Getöse von Reitern und W agen, die 
Einsamkeit und Verödung der vernichteten Städte. WVie 
freundlich und lieblich sind die Bilder des Friedens und 
des Glücks. Unvergleichlich sind diese Sänger in der 
Gabe mit einem Zuge ein ganzes Bild vor unsere Seele 
zu stellen, unerschöpflich in neuen Vergleichen; sie ver- 
stehen alles , Pflanzen und Thiere, Jungfrau und Greis, 
in den zartesten Beziehungen wissen sie das Charakte- 
ristische aufzufinden. Sie durchschauen die Natur bis in 
das Innerste und besitzen die Macht das volle Leben der 
Dinge unserer Seele vorzuzaubern. Sollte man nicht glau- 
ben, dass so grosse Empfänglichkeit für die Erscheinune 
gen der Natur, so grosse Gabe der Auffassung und 
Darstellung auch für die bildende Kunst fruchtbar gewe- 
sen sein müsse? 
Es ist nicht zu verwundern, wenn man das Hinder- 
niss in jenem religiösen Verbot gesucht hat. Allein, wir 
sahen, so unbedingt war das Verbot nicht , weltliche 
Handlungen, wie die Perser, Naturbilder, wie die Dichter 
in Worten, hätten sie auch plastisch oder im Gemälde 
darstellen können, ohne dagegen zu sündigen. Ueberdies
	        
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