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Phönicier
und
Juden
Auch sprachen sie, was eine menschliche Gestalt ver-
muthen lässt. Allein gewiss waren sie nicht ganz mensch-
lich , denn sie haben nach Hesekiel (41,18. 19.) zwei
Gesichter, ein iilenschengesicht und ein Löwengesicht,
und es ist zu bemerken, dass diese Stelle nicht von den
Bildsäulen im Allerheiligsten, sondern von den V erzierun-
gen im Schnitzwerk der Wände, also von Reliefs spricht.
Derselbe Prophet schildert in seiner Vision am Strome
Chebar ähnliche Figuren, die er zwar Thiere nennt, aber
menschlicher Gestalt, jedes mit vier Flügeln und vier
Gesichtern. Ihre Füsse waren aufrecht und unter ihren
vier Flügeln Menschenhände, ihre Gesichter aber vorn,
oder wie Luther übersetzte zur Rechten, die des Men-
schen und Löwen, hinten oder zur Linken die des Stiel-s
und Adlers. Es ist hienach sehr wahrscheinlich, dass jene
Reliefs, da sie nur die eine Seite zeigten, die vierfache
Bildung des Gesichtes nicht ausschlossen, und dass die
Cherubs an der Bundeslade, diese hergebrachte Gestalt
des Kopfes hatten. Jedenfalls aber War der Leib nicht
ein liegender, thierischer, Sendern ein aufrecht stehender.
denn sonst hätte er in einem Raume von 20 Ellen nicht
die
Höhe
V0 l]
10 Ellen
haben
können.
Wie wir
llIlS
aber
auch diese Gestalten denken wollen,
unschön und unnatürlich bleiben.
so werden sie immer
Verbindungen von
war. Einem Volke ihrer Sinnesweise, von geringer Anlage für
Maassverhältnisse konnte schon eher eine bildliche, als eine architek-
tonische Form Eindruck machen. So hat auch Chzunpollion in den
Hypogäcu von Memphis eine Blalerei gefunden, die ein der heiligen
Bimdeslade der Juden höchst ähnliches tragbares Heiligthum darstellt.
Wenn es richtig ist, was der Kirchenvater Cyrillus sagt, dass Moses
aus Schonung für die in der ägyptischen Gefangenschaft angenom-
menen Gewohnheiten der Juden, manche ägYPÜSChI? Cerenlollißn bei-
behalten habe, so musste damit ohne Zweifel auch Bildliches über-
gehen. (S. Kunstbl. 1838. Nr. 21.