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Phönicier
und Juden.
dir kein Bildniss machen, weder dessen das Oben im
Himmel, noch dessen, das unten auf Erden, oder dessen,
das im Wasser unter der Erde ist h).
Allein, dies Verbot, so wie die ähnlichen wiederholt
und ausführlicher vorkommenden, sind nicht so ivörtlich
gemeint, dass jedes Bild verboten war, sondern sie be-
ziehen sich nur auf die Anbetung der Bilder. „Du sollst
keine andere Götter haben ausser mir," geht jenem Ver-
bote des Bildwerks voraus; „du sollst sie nicht anbeten
noch ihnen dienen," folgt hinterher. An der Bundeslade
selbst waren die Cherubim, wahrscheinlich menschliche
Gestalten, das Antlitz jedes von beiden gegen den an-
dern gekehrtiiii). Auch gab es Bildner unter den Juden,
denn sonst hätten sie nicht in der Wüste sogleich das
goldene Kalb erhalten können. Später mochte die Gefahr
des Götzendienstes und die Erfahrung vielfältiger Ab-
trünnigkeit den Verdacht und Hass gegen alles Bildwerk
steigern. Immerhin aber ging das nicht soweit, um es
ganz auszuschliessen, denn namentlich wurden jene Che-
rubimgestalten neben der Bundeslade auch beim Salomo-
nischen Bau wiederhohlt, und zwar der Beschreibung
nach als freistehende, kolossale Statuen. Auch an den
iVändeil des Tempels wraren in den Verzierungen diese
Cherubs in grosser Menge wiederholt. Es hätte daher,
wenn bloss die religiöse Rücksicht, die Auffassung Got-
tes, als eines geistigen Wesens entgegen stand, hier
eben so wie bei den Persern, die ja auch kein Bildniss
Gottes duldeten, eine weltliche Plastik entstehen können.
Dass dies nicht geschah, ging aus einem mehr innerlichen
Zuge im Charakter des jüdischen Volkes hervor. Ihre
Mus.
Mus.
Mos-