Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Phönicier 
und 
Juden. 
schmuck, wir erkennen in ihren Häusern noch stets die 
Erinnerung an das Schiff, die grosse, volle Form, der 
ernste, feste Ausdruck des harten tönenden Steines sagt 
ihnen nicht zu. Bei den Juden gaben andere Schicksale 
ein ähnliches Resultat. Ein Hirtenvolk, ursprünglich no- 
madisch, dann in der Fremde im Druck, darauf die Wüste 
durchziehend, bildete sich bei ihnen die Liebe für den 
eigenen Boden, für das feste Haus nicht aus. Noch in 
ihrer spätem Gesetzgebung blieb manches übrig, was 
solche Sitte und Ansicht erhielt, namentlich der Ueber- 
gang oder die Rückkehr des Eigenthums nach einem 
Zeitverlauf, wodurch denn volle Festigkeit des Besitzes 
ausgeschlossen war. Was jenen das Schilf, war diesen 
das Zelt, im Wanderleben hatte sich ihr Formensinn eben 
so nur zum Leichten, Bunten, Zierlichen gebildet. 
Für die plastische Kunst reichen schriftliche Nach- 
richten noch weniger aus, als für die Architektur, dennoch 
sind wir bei beiden Völkern auch hier darauf beschränkt. 
Münzen sind überhaupt sowohl durch die Kleinheit ihrer 
Darstellungen, als aus manchen andern Rücksichten, un- 
genügende Documente für die bildende Kunst. Auch rühren 
die meisten der wenigen auf uns gekommenen phönici- 
sehen Münzen aus späterer Zeit griechischen Einflusses 
her. Allein auch ohne monumentalen Beweis können wir 
schliessen, dass sich hier eine bedeutende plastische 
Kunst nicht entwickelt hatte. Allerdings waren Syrer 
und Phönicier Götzendiener und ihre Altäre waren von 
Bildern eingenommen. Allein ihre verwirrte Mythologie 
zeigt nicht ausgebildete Charaktere, sondern mehr Sym- 
bole von rohen Naturanschauungen und kosmogonischen 
Personifieationen. Was wir über die Darstellung ihrer 
Gottheiten hören, erweckt nur nachtheilige Vorstellungen.
	        
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