Der
Tempel.
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Verzierung. Hier Holzbalken von weiter Spannung, Welche
Säulen überflüssig machten, Wände nicht ganz aus Steinen
gebaüt, mit Brettern bekleidet, überall Metallglanz. Statt
einer Aellnliehkeit finden wir die grösstell Gegensätze.
Dort einen vorherrschend architektonischen Sinn, edle,
lnässige Form, hier den Glanz des Goldes, der die Phan-
tasie reizt und unruhig erhält und den Formensinn ab-
stunlpft. Dagegen scheint der Baustyl der Juden lnit dem
der Phönicier höchst übereinstimmend, fast zusammen
fallend.
Wir
wissen
aus
den jüdischen
Berichten ,
(iass
König Hiraln von Tyrus dem Könige Salomoil seine Bau-
leute sendete. Die Architektur war also entweder den
Juden eine fremde und gleichgültige Kunst, bei welcher
sie keine Eigenthümlichkeit einzubüssen hatten, oder sie
war schon dem Style ihrer phönicischen Nachbaren ähn-
lich. Auch die wenigen Nachrichten über die phönicischcn
Bauten, die wir oben anfiihrten, zeigen uns nur die Anwen-
dung kostbaren Holzes und metallischen Schmuckes; keine
spricht von bedeutenden in Stein ausgeführten Werken.
Die geschichtlichen Verhältnisse beider Völker, der
Juden und Phönicier, erklären es auch hinlänglich, wie
bei beiden die Neigung zu Formen entstehen musste, die
sich in den leichten, mehr theil- und tragbaren Stoffen
ausführen liessen. Die Phönicier waren ein Handelsvolk
auf einer schmalen und dürftigen Küste. Sie mussten
damit anfangen , Schiife zu bauen und sich in dieser
Kunst zu verwiollkommnexi, ehe ihnen die Reichthümer
zuflossen, welche zu grossen Bauten nöthig waren. Auf
dem Schifle gewöhnt man sich an die Umgebung des
Holzes, an die leichten, gerundeten Formen, zu denen
es sich eignet, an bunten Schmuck, Teppiche und Vor-
hänge. Alle SchiHervölker haben einen ähnlichen Gel