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Juden.
Dieser Gebrauch der Bekleidung und Uebergoldimg
ist sehr charakteristisch. Der eigentlich architektonische
Sinn will die Construction selbst, die Glieder des Ge-
bäudes, die feinen Relationen ihrer einzelnen Theile sehen;
er liebt den Schmuck wohl als eine Entfaltung und Er-
klärung dieser einzelnen 'l'heile, nicht aber als einen
fremdartigen Prunk welcher den eigentlichen Bau verhüllt
und über denselben in Ungewissheit lässt. Hier aber sehen
wir Goldglanz und ehernen Schmuck, der blendend und
prahlcnd die Wände und Glieder des Baues, wie die
sclnvere 'l'raeht des Barbaren die schönen Verhältnisse
des Körpers, verbirgt.
Man hat vermuthet, dass Juden und PllÖl]lOl0l' ägyp-
tische Formen in ihre Architektur aufgenommen hätten i).
Allein diese Vermuthung hat nicht einmal einen über-
zeugenden historischen Grund für sich. Bei der Abge-
schlossenheit des alten Aegyptens war der Nähe unge-
achtet der Völkerverkehr nicht bedeutend. Noch weniger
kann der frühere Aufenthalt der Juden in Aegypten darauf
eingewirkt haben. Ihre ärmliche Lage gab ihnen keine
Gelegenheit zur Nachahmung ägyptischer Tempelbauten,
und wenn ihnen ja unbewusst eine Reminiscenz anfangs
geblieben wäre, so müsste sie sich während des langen
Hirtenlebens verloren haben. Sprächen aber auch die
äussern historischen Beziehungen melu dafür, so geben
die bestimmten Nachrichten über die jüdischen und phö-
nicischen Bauten höchst gewichtige Gründe dagegen,
und jede nähere Aehnlichkeit wird durch die Verschie-
denheit des Materials ausgeschlossen. Bei den Aegyptern
war alles auf Steinbau und Sculptur berechnet; Säulen
und Steinballaen, reiche aber nur farbige, nicht goldem-
Hirt,
Gesvlmichle-
rlvr Bank:
120.