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Juden.
sondern lange mit Granatäpfeln verzierte Ketten, welche
nur an den Kapitälen der Säulen hafteten, und von ihnen
aus um das ganze Haus umher liefen; ein für uns fremd-
artiger Schmuck, der aber den übrigen Verzierungen des
Ganzen nicht unangemessen ist.
Es ist nicht unwahrscheinlich , dass diese Säulen
eine symbolische Beziehung hatten , weil man ihnen
eigene Namen gab. Die zur Rechten hiess Jachin d. i.
Fest, die zur Linken Boas d. i. Stark. Ohne Zweifel
bezogen sich diese Namen nicht bloss auf die Dauerhaf-
tigkeit der Säulen. Wir wissen aus vielen Beispielen des
alten Testamentes, dass die Juden Namen von religiöser
Bedeutimg liebten; auch diese Namen, Jachin und Boas,
zumal da sie ebenfalls an Personen vorkommen, werden
daher auf Jehova zu deuten sein, Fest d. i. dem der
Herr Festigkeit verleiht, Stark, dessen Stärke Er aus-
macht. Bei der Verschiedenheit dieser N amen ist nicht
wahrscheinlich, dass beide Säulen ganz gleich gestaltet
gewesen, indessen iindet sich darüber keine Andeutung.
Rücksichts des Ortes ihrer Aufstellung, nahm man früher
an, dass sie vor der Vorhalle, etwa wie die Obelisken
vor ägyptischen Tempeln gestanden hätten. Neuere For-
scher sind davon abgegangen, und denken sie sich als
tragende Säulen am Eingange der Vorhalle zwischen den
Seitenmauern derselben. Die Analogie späterer architek-
tonischer Sitte unterstützt diese Annahme, und die Worte
des biblischen Urtextes sind vielleicht nicht dagegen.
Aber schon die Stelle, wo in den alten Beschreibungen
dieser Säulen gedacht ist, ferner der Umstand, dass man
sie besonders benannte, endlich auch eine gewisse archi-
tektonische Consequenz, scheinen dennoch für die ältere
Ansicht zu sprechen. (S. übrigens die Beilage.)