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Juden.
liebende Herodes der Grosse mit Abbreehuilg dieses zwei-
ten Tempels (im J. 20 v. Chr.) ein ganz neues pracht-
volleres Gebäude, das aber kaum achtzig Jahre stand,
und bei der grossen Zerstörung Jerusalems durch Titus
(73 n. Chr.) verbrannt und für immer vernichtet wurde.
Der Bau des Herodes schloss sich nur in der Beibehal-
tung der durch den Cultus bedingten Abtheilungen an
die Gestalt des ersten von Salomon gegründeten Tempels
an, während er überall grössere Dimensionen und andere
nämlich griechische Formen hatte.
Der Tempel des Sernbabel dagegen, über welchen
wir keinen genauem Bericht besitzen, war ohne Zweifel
eine möglichst getreue, nur durch die geringem Mittel
der Erbauer beschränkte weniger prachtvolle Nachahmung
desSalomonischen. Bei den Versuchen, das Bild dieses
ältesten Tempels aus den auf uns gekommenen Beschrei-
bungen herzustellen, muss man sich daher vor der Ver-
weclxselung mit dem spätem Herodianischen Gebäude
hüten. Aber auch ausserdem werden manche Ueberlie-
ferungen dädurch unsicher, dass die Sehnsucht der Juden
während der Gefangenschaft nach der Herstellung ihres
Nationalheiligthunls es nothwendig grösser und pracht-
voller erscheinen liess und dass sich die SylllbOlisifßllde
Phantasie der Propheten hinein mischte.
Nur den ältesten Beschreibungen, welche uns zu-
nächst im ersten Buche der Könige, dann auch, wie
wohl schon nicht ohne vergrössernde Zusätze, im zweiten
der Chronik, aufbehalten sind, dürfen wir folgen, die
Vision des Propheten Ezechiel kann nur in einzelnen
Punkten, wo sie sich sichtbar an Eigenthümlichkeiten des
alten Baues anschliesst, als Erklärung benutzt werden,
und die Nachrichten des jüdischen Geschichtschreibers