Sculptur.
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in einem viereckigen Saale von bedeutender Grösse die
Darstellung einer Audienz. Der König sitzt in vollem
Schmuck auf dem königlichen Stulrle, unter seinen Füssen
den goldenen Schemel, der ihm stets nachgetragen wurde,
den Scepter und das Opfergefäss in der Hand, von Hof-
leuten und Leibgarden umgeben; vor ihm steht der Ge-
sandte in der ehrerbietigen Stellung, in der man sich
nach persischer Sitte jedem Höhern nahete , mit der
iland gegen den Mund, damit der Athem jenem nicht zu
nahe komme. Der König ist hier imd auf den anderen
Darstellungen grösser wie die übrigen Figuren. Dies ist
nicht ganz eine allegorische Etikette, eine Künstler-
schmeichelei, sondern es war Nationalidee, dass der
König sich durch Grösse auszeichnen müsse, so dass er
eine eigene Fussbekleiduug hatte, die ihn vergrösserte.
In diesem Saale findet sich eine ähnliche Darstellung der
Völkerschaften des Reiches, deren Repräsentanten karya-
tidenartig, mit aufgehobenen Armen den Thron tragen.
Während diese Darstellungen völlig der Wirklichkeit
entnommen sind, kommen daneben die Gestalten fabel-
hafter oder allegorischer 'l'hiere vor. Von jenen Thier-
wäehtern am Eingange ist schon gesprochen. Oberhalb
der Mauer, auf welcher die Darbringung der Geschenke
abgebildet ist, sieht man viermal wiederholt einen Löwen,
der ein Einhorn zerreisst. Auch diese Gruppe, wo der
kraftvolle Löwe zur Croupe seiner Beute heraufspringt,
und mit Tatzen und Gebiss in dieselbe einschlägt, das
erschreckte 'l'hier aber sich verzweifelnd emporbäumt,
und den Kopf mit dem einen gewimdenen Horn zur Ab-
wehr rückwärts dreht, scheint höchst lebendig zu sein. An
den vier Seiteneingängen des Audienzsaales ist jedesmal
der König dargestellt, wie er einem fabelhaften 'l'hiore,