Architektur.
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Die
119110111
Schriftsteller
haben
sich
auch
hier
müht, den Ursprung dieser architektonischen Formen bei
einem andern Volke aufzufinden, und nach der Aehnlieh-
keit einzelner Theile in Verbindung mit den Nachrichten
über die fremden Künstler im Dienste persischer Könige
bald dem ägyptischen Style bald dem griechischen einen
überwiegenden Einfluss zugestanden a). Allein wenn auch
die griechische Kimst (die aber beim Bau unter Kambyses
und Darius noch kaum so Weit gediehen war , um als
Vorbild zu dienen) oder die ägyptische auf Einzelnes
eingewirkt haben soll, so ist dies höchst unbedeutend;
der Hauptcharakter des Styls und der Grundgedanke der
Anlage der persischen Bauten sind jenen beiden fremd.
Auch in den Details ist bei auffallender Aehnlichkeit
gewisser Formen die Anwendung von der Art, dass sie
den Gedanken der Nachahmung völlig ausschliesst. VVer
z. B. der ein ionisches Kapitäl gesehen, und daran wahr-
genommen hat, wie der Polster mit den Voluten auf
seinen Ecken ein elastisch tragendes Glied darstellt,
kann darauf fallen, es umgekehrt, aufrecht gestellt, zu
brauchen? Allerdings kann ein barbarischer Sinn die
eigentliche Bedeutung der Form miskennen, sie falsch
anwenden, aber griechischen Künstlern wäre dies unmög-
lich gewesen, und selbst von einem Barbaren ist es
kaum denkbar. Denn welches Interesse konnte die Form
des Volutenkapitäls ihm erwecken, wenn er sie in
Grade nlisverstaxld? Nicht viel anders verhält es
dem
sich
Ü I-Iirt Gesell. der Baukunst T11. I. S. 176. Herder Perscp.
Briefe. Heeren (a. a. 0. S. 287) ninnnt dagegen einen eigenthülnlicln
hnktrischegj Styl an, und Ritter (Erdkunde IX. S. 101) schliesst
aus denn Vorkommen der rohrfönnigen Cannelirunngexl, der Ornamente
von Lotoskelchen und Schnecken die Entstehung in einem Wasser-
lande, in Babylon.