Geschichtliches.
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Wundern der Welt rechnen. Die mächtigen Mauern der
Stadt, eine Burg von ungeheurem Umfange, gewaltige
Wasserbehälter und endlich der grosse Tempel des Belus,
des assyrischen Zeus, werden ihr zugeschrieben. Zu
diesen Werken kamen noch die hängenden Gärten, wel-
che ein späterer König seiner persischen Gemahlin zu
Liebe errichten liess, um die Berge ihrer Heirnath in der
Ebene nachzuahmen. Vielleicht war dieser König jener
Nebucadnezar, von dem wir mit mehr historischer Zu-
verlässigkeit wissen, dass er, an der Spitze des Volkes
der Chaldäer, Babylon beherrschte und verschönerte, und
weithin die Völker unterwarf. Die Königin Nitocris, von
der Herodot erzählt, war wahrscheinlich seine Gemahlin,
und Manches was diesem Königspaare angehört, mag
auf jene Semiramis mit fabelhafter Ausschmückung über-
tragen sein. Jedenfalls ist aber das Dasein grossartiger
Monumente in Babylon durch den Augenzeugen Herodot
und durch die spätem Berichte über den Eroberungszug
Alexanders völlig ausser Zweifel gesetzt. Von allem
diesem Reichthume ist indessen nichts erhalten. Wie
Babel riesenhaft angewachsen war , so entstanden auf
demselben Boden bald andere Städte, die in ähnlicher
Weise sich ausdehnten und der ältern Schwester Bedeu-
tung und Ansehen entzegen. Unter den Nachfolgern des
Cyrus blieb Babylon zwar noch Hauptstadt, aber es
theilte diesen Vorzug mit mehreren andern bedeutenden
Städten, in denen die Perserkönige nach ihrer Sitte zu
verschiedenen Jahreszeiten wechselnd residirten. Unter
den Nachfolgern Alexanders hob sich auch das neu ge-
gründete Seleueia auf Kosten von Babel, und schon
unter den Römern wird die weitberühmte Stadt als ver-
fallen und fast als eine Einöde geschildert. Durch die