Geschichtliches.
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Reichthums lind der Macht, aber auch der Ueppigkeit und
des Uebermuthes hervor tritt. Der Vorzug dieser Gegend
lag auch hier in der cigenthümlichen Natur, Welche ,
indem sie den Menschen zum Kampfe und zur Vorsicht
nöthigte, ihn auf die Vortheile der (Zivilisation hinlenkte.
Der Euphrat ist jährlichen Anschwellungen unterworfen,
durch welche er das Land umher überschwemmt und
dann befruchtet verlässt. Darin lag die Anleitung zu künst-
lichen Anlagen, Kanälen und Wasserbehältern, vermöge
welcher man sich der Vortheile des Wassers erfreuen
konnte, ohne durch die Verwüstungen zu leiden. Ein
künstliches Bewässerungssystem, Erzeugung seltener und
geschätzter Producte auf dem befruchteten Boden, Schif-
fahrt und Handel Waren eines die Folge des andern. Die
Nähe des Persischen Meerbusens und durch ihn die Ver-
bindung mit den indischen und arabischen Küstenländern
gewährten dem Handel Ausdehnung, und wurden reichere
Quellen des Erwerbes. Jenseits dieses Culturlandes nach
dem Mittelmeere zu liegt die grosse Wüste, nördlich
davon in Mesopotamien selbst sind trockene Steppen
durchzogen von armen und räuberischen Nomaden, noch
höher hinauf Gebirge mit kräftigen Hirtenvölkern. Daher
bildete sich in der Nähe jener bevorzugten Gegend kein
zweites Handelsemporium, das den Gewinn theilte, und
es kam nur darauf an, die erworbenen Schätze und die
anwachsende Bevölkerung gegen die räuberischen Ueber-
fälle der nördlichen Barbaren zu sichern. Aehnlich wie
in China geschah es auch hier durch eine kolossale Mauer,
welche vom Euphrat zum Tigris quer durchlaufend die
Wüste Steppe von dem bewohnten und fruchtbaren Lande-
trennte. In dieser gesicherten Gegend entstanden früh-
zeitig grosse Städte, der Sitz einer durch Eroberung weit
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