Malerei.
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Die Malerei hat in Indien weder das Alter noch
die Bedeutung der Plastik. In den Felsentempeln linden
sich zwar häufig die plastischen Figuren mit einem Far-
benüberzuge versehen, indessen lässt dies natürlich noch
nicht auf eigentliche Malerei sehliessen. Nur in den Grot-
ten von Ajayanti hat man neuerlich Freseomalerei auf
dem Stueeoüberzuge der Wände gefunden, Scenen aus
dem häuslichen Leben der Inder, sehr gut gezeichnet,
die menschlichen Figuren zwei bis drei Fuss hoch und
hellfleischroth gefärbt. Da wir indessen nur den Bericht
des einzigen Besuchers m) dieser Grotten haben, so bedarf
es noch näherer Forschungen, über diese interessante
Entdeckung. In den dramatischen Werken der Ilindus
finden wir mehrfache Erwähnungen von Bildern. Die Liebe
eines Frauenzimmers wird dadurch entdeckt, dass sie
das Miniaturbild ihres Geliebten gemalt hat und der
traurende Dusehmanta in der Sakontala lässt zu seinem
'l'r0stc
ein
Gemälde,
auf welchcnl
sie
vorkommt ,
anfer-
tigen. Bei dieser Gelegenheit scheint es, dass man ziemv
lieh bedeutende Ansprüche auf Landschaftsmalerei machte.
Dusclnnanta ist männlich durch das Bild nicht völlig be-
friedigt. In dieser Landschaft, sagt er, wünsche ich den
Malinistrom abgebildet zu sehen, mit den verliebten Fla-
mingos an seinem grünen Gestade. Weiter zurück müssen
einige Hügel ohnweit des Gebirges l-Iimalaya erscheinen,
mit Heerden von Chamaraziegen umgeben. Im Vorder-
grunde ein dunkler Baum mit weit umhergebreiteten
Aesten, an denen einige Mäntel von gewebter Rinde im
Sonnenschein hängen und trocknen. Ein paar schwarze-
ü) Lieut. Alexander. s. Ritter. V. 685.
H") Wilson Theater der Hilldlß. Th. I. S_ (52,
Th. II. S. 202.
153.
Bohlen