Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Plastik. 
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der anscheinenden [Tnveränderlichkeit der bildenden Kunst. 
Wenn 
in 
ihr 
noch 
nicht 
der 
Sinn 
für 
charakteristische 
Individualisation erwacht ist, so fehlt ihr das geistige 
und bewegende Princip. Wenn die Kunst danach strebt, 
einen Charakter in seinem Mittelpunkte zu erfassen und 
aus diesem heraus die Gestalt zu construiren, dann ist 
es nicht bloss möglich, sondern fast nothwendig, dass 
jeder folgende Künstler nach seiner Persönlichkeit einen 
andern Standpunkt einnimmt oder über den Gesichts- 
kreis seines Vorgängers hinaus sieht. Wo dagegen der 
SchönheitsbegriiT nur auf das Allgemeine und Ruhige 
gerichtet ist, und die einzelnen Gestalten durch äussere 
Zeichen unterschieden sind, da ist keine Veranlassung 
zu einer veränderten Auffassung, und sie ist selbst un- 
denkbar, denn es würde die Gestalt unverständlich machen. 
Bei einer solchen Richtung wird die Kunst nicht dadurch 
stationär, dass eine conventionelle religiöse Rücksicht sie 
hemmte, sondern ihr Lebensprincip ist schon seinem Ur- 
sprunge nach zu schwach, um sich weiter zu entwickeln, 
und das Conventionelle, welches allerdings ein weiteres 
Fortschreiten nicht gestattet, wird von ihr selbst herbei 
gezogen, weil sie sich ohne solche Hülfsmittel nicht ge- 
nügt. Es mag übrigens auch sein, dass diese Unveränder- 
lichkeit damit zusammenhängt, dass die Werkmeister nur 
Leute der dritten Caste, und mithin ohne die geistige 
Bildung der Brahmanen und ohne das Selbstgefühl des 
Kriegerstandes, bloss auf Handwerksmässiges angewiesen 
waren. Allein es ist dies auch nicht wie eine äussere 
Ursache zu betrachten]. Eine Nation, welche die indivi- 
duelle Freiheit im [molitischen Leben so Wenig achtet, 
dass sie dieselbe durch den Zufall der Geburt bindet, 
kann 
auch 
in 
der 
Kunst 
keinen 
Sinn 
für 
das 
Charak-
	        
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