Plastik.
und Liebliche von-herrscht. Ueberdies nlacheln sich vey-
sehiedene Künstlernaturell geltend, welche den herrschen.
den Styl nach ihrer Eigenthümlichlaeit modifieirenl. Bei
den Indern ist eine so wechselnde Entwickelung nicht
vorhanden. Wenn man auch in den ältern Werken einen
Fortschritt vom Rohern zum Bessern, und dagegen in
den spätem, nach dem Einfalle der Muhamedauer ent-
standenen, Spuren des Verfalls bemerkt hat i), so bezieht
sich dies nur auf die Fertigkeit und Sorgfalt der Aus-
führung-, nicht auf eine Verschiedenheit der Auffassung.
Diese ist vielmehr von den ältesten Zeiten 11er bis auf
die Gegenwart dieselbe geblieben. Den Grund dieser Er-
scheinung hat man wohl in der Religiösität der Inder
gesucht, welche sie- abgehalten habe, von der herge-
brachten, aus den epischen Gedichten entnommenen Vor-
stellungen der Götter abzuweichen, so dass diese Tra-
dition einen äussern Zwang auf das bildende Vermögen
ausgeübt habe M). Allein in der That ist rlicht einmal eine
solche Gleichförmigkeit da, vielmehr ist es charakteristisch,
dass die indische Phantasie wechselte; Siva z. B. wird bald
(lreiäugig mit einem I-Iaupte, bald vier- oder gar fünf-
köpiig dargestellt. Und eben so wenig war die Plastik
an das poetische Bild gebunden, denn Indra heisst in den
Gedichten der Tausendäugige und doch hat man niemals
einen Versuch gemacht, dies im Bilde anzudeuten. VVäre
aber der bildnerische Sinn wirklich thätig gewesen, so
hätte er Raum genug gefunden, die charakteristischen
Zuge mehr und in neuen Beziehungen ausznprägen, ohne
der hergebrachten, religiösen und poetischen Auffassung
irgend zu nahe zu treten. Denn die Charakteristik des
Ritter
S16.
scheint
So ungefähr
Bohlen
es anzusehen.
II. 199.