Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Indien. 
und in andern Gegenden dieses Cultus findet, und die 
80 Fuss und mehr erreichen. Bei den Idolen der Brah- 
Glieder; 
mensch- 
mit ein- 
nicht so 
maneil kommt hiezu noch die Vermehrung der 
unter allen phantastischen Vßränderungeil der 
liehen Gestalt die hässlichste. Die Verbindung 
zelnen thierisehen Gliedern ist bei Weitem 
störend, besonders wenn (wie bei den griechischen Cen- 
tauren) die edlern Theile menschlich und unentstellt 
bleiben. Wenn aber die Glieder vermehrt werden, so 
wird die natürliche Verbindung aufgehoben; mehrere 
Köpfe haben zwischen den Schultern nicht Raum, mehrere 
Arme fordern eine Breite, welche der Körper nicht hat, 
die natürlichen Verhältnisse werden also dadurch ver- 
zerrt. Auf den indischen Reliefs sind diese vielköpligen 
und vielarmigen Götter stets so dargestellt, dass eine 
ganze Figur mit natürlicher Gliederzahl in Vorderansicht, 
und die andern überzähligen Köpfe und Arme nur im 
Profil, wie von der Seite vorgestreckt, gezeigt sind, ohne 
dass man die Art und Weise der Anfiigung dieser frem- 
den Glieder an den Mittelkörper sieht. Wie diese An- 
fügung beschaffen ist, bleibt also im Dunkeln, und diese 
Unbestimmtheit (obgleich in anderer Beziehung ein un- 
günstiges Zeichen für den plastischen Sinn der Hindus) 
macht die Hässlichkeit der ganzen Vorstellung einiger- 
massen erträglich. Dennoch sträubt sich unsere Phantasie 
gegen die Zumuthung einer so monströsen Verbindung. 
Zusammensetzungen des menschlichen Körpers mit thieri- 
schen Gliedern sind weniger häufig und scheinen meistens 
nur darin zu bestehen, dass dem menschlichen Körper 
ein thierischer Kopf aufgesetzt wird 3), während in der 
griechischen Plastik umgekehrt nur die unteren Theile des 
mit einem Mannskopf vor. 
Doch kommt in Ellora auch ein Löwe
	        
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