Plastik.
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der Frauen , als besonders für den hellen Glanz des
Auges, es wird ohne Weiteres gewöhnlich das Lotos-
auge genannt. Der Brahmane, Welcher die Königin in
der Wüste findet, vergleicht sie mit einem Versiegenden
Strom, mit einem geängstigten Vogel, mit einem ausge-
rissenen Lotoszweig, mit einem Lotosbusch, welchen der
Rüssel des Elephanten besprüzt. Wir sehen, überall wird
das Zarte heraus gehoben. An der Sakontala ist die
Schwäche ihres Körpers ein sehr Wesentlicher Zug, der
den Reiz ihrer Gestalt erhöht. Der Vergleich mit Pflan-
zen herrscht vor; ihre Lippe glüht wie zartes Blumen-
blatt, iihre kleinen Füsse sind wie Wasserlilien, ihre
zierlichen Arme werden besonders häufig erwähnt, und
stets als biegsame Stengel bezeichnet. Auch für die
männliche Gestalt dienen die Pflanzen zum Vergleich.
Der hohe schlanke Amrabaum wird von den jungen Mäd-
chen vorzugsweise der Bräutigam genannt, und mit zärt-
licher Neigung gepflegt; Sakontala meint, dass er mit
den Fingerspitzen seiner Blätter sie winke , ihr ein Ge-
heimniss zuzuflüstern habe. Bei Fürsten und Helden treten
dann schon stärkere Vergleichungen ein. Der Tugendglanz
auf. Duschmantafs Angesicht strahlt wie ein schön ge-
schliffener Diamant; das Antlitz des Fürsten leuchtet wie
die Gestirne am Firmamente. Im Kampfe wird der Held
auch mit dem Löwen verglichen, und, da der 'I'iger der
König des Waldes ist, so heisst der königliche Held
schlechtweg der Manntiger. Indessen geht dieser Ver-
gleich nur auf die Macht; Wo es sich um Schönheit
handelt, werden immer die weichen und zarten Züge
hervor gehoben.
Diese weiche Schönheit konnte natürlich für die
Götter
nicht
genü g e" 5
der
Ausdruck
ihrer Macht
musste