Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Plastik. 
1.73 
der Frauen , als besonders für den hellen Glanz des 
Auges, es wird ohne Weiteres gewöhnlich das Lotos- 
auge genannt. Der Brahmane, Welcher die Königin in 
der Wüste findet, vergleicht sie mit einem Versiegenden 
Strom, mit einem geängstigten Vogel, mit einem ausge- 
rissenen Lotoszweig, mit einem Lotosbusch, welchen der 
Rüssel des Elephanten besprüzt. Wir sehen, überall wird 
das Zarte heraus gehoben. An der Sakontala ist die 
Schwäche ihres Körpers ein sehr Wesentlicher Zug, der 
den Reiz ihrer Gestalt erhöht. Der Vergleich mit Pflan- 
zen herrscht vor; ihre Lippe glüht wie zartes Blumen- 
blatt, iihre kleinen Füsse sind wie Wasserlilien, ihre 
zierlichen Arme werden besonders häufig erwähnt, und 
stets als biegsame Stengel bezeichnet. Auch für die 
männliche Gestalt dienen die Pflanzen zum Vergleich. 
Der hohe schlanke Amrabaum wird von den jungen Mäd- 
chen vorzugsweise der Bräutigam genannt, und mit zärt- 
licher Neigung gepflegt; Sakontala meint, dass er mit 
den Fingerspitzen seiner Blätter sie winke , ihr ein Ge- 
heimniss zuzuflüstern habe. Bei Fürsten und Helden treten 
dann schon stärkere Vergleichungen ein. Der Tugendglanz 
auf. Duschmantafs Angesicht strahlt wie ein schön ge- 
schliffener Diamant; das Antlitz des Fürsten leuchtet wie 
die Gestirne am Firmamente. Im Kampfe wird der Held 
auch mit dem Löwen verglichen, und, da der 'I'iger der 
König des Waldes ist, so heisst der königliche Held 
schlechtweg der Manntiger. Indessen geht dieser Ver- 
gleich nur auf die Macht; Wo es sich um Schönheit 
handelt, werden immer die weichen und zarten Züge 
hervor gehoben. 
Diese weiche Schönheit konnte natürlich für die 
Götter 
nicht 
genü g e" 5 
der 
Ausdruck 
ihrer Macht 
musste
	        
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