Pagodexx.
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eine weitere Wölbung erhebt. Meistens sind sie sehr
hoch und schlank, ein Mitteldinrg zwischen Thurm und
Kuppel; die niedrigen Kuppeln, welche jetzt häufig an
den Pagoden vorkommen, sind nur eine spätere Nach-
ahmung muhamedailischer Bauten. Sie sind mit geschweif-
ten Spitzbogen, mit horizontalen oder senkrechten Linien
(kürbisartig) verziert. Im Ganzen und im Einzelnen haben
die Formen einen Weichlichen Charakter.
Wir sehen also, dass in allen diesen Bauten, statt
des Einfachen und Zweckmässigen, das Volle und Schwül-
stige, statt des Gradlinigen und Rechtsvinkeligen üppige
Fülle und pyramidalische Anhäufung vorherrschend ist
Die Architektur hat sich noch nicht aus der Mannigfal-
tigkeit und Verwirrung wechselnder N aturgestalten in
das Reich der einfachen, klaren, bestimmten, gesetzlichen
Form zurückgezogen, sie steht noch nicht auf ihrem
eigenen Boden, sondern Wetteifert mit dem Luxus einer
südlichen Natur, oder sucht die Schönheit durch schwer-
fällige
blassen
oder
durch
symbolische
Beziehungen
Zll
ersetzen.
Man hat es versucht, an den Monumenten der indi-
schen Architektur die Perioden ihrer Entwickelung, ja
U Eine Ausnahme scheinen die Gebäude der den Buddhisten
verwandten Jaina-Secte zu machen, an denen der Colonel Tod ihren
ächt klassischen Styl, eine durch grosse Einfalt und Keuschheit von
den Tempeln des Sivaeultus völlig abweichende Architektur rühmt.
Es sind Dome mit drei umlaufenden Säulenhallen, in mehreren Stock-
werken übereinander. Die Kunstnrtheile des Berichterstatters, wel-
cher darauf die seltsame Hypothese gründet, dass hier griechische
Künstler aus Seleukus Periode mitgewirkt hätten, und dann doch
wieder Aelnllichkeit. mit gothisehen oder" angelsächsischen Bauten
findet, tlössen nicht viel Vertrauen ein, und die Abweichung von den
übrigen indischen Bauten dürfte jedenfalls nicht. grösser sein, wie
die der buddhistischen Grotten von den übrigen. Namentlich ist die
Kllppelfßrlll auch hier beibehalten. Ritter VI. S. S94.